Burg Wohldenberg

Burg Wohldenberg

  • Mitte des 12. Jahrhunderts durch die Grafen von Wöltingerode erbaut, die sich nach Umwandlung ihres Stammsitzes in ein Kloster, von Wohldenberg nannten
  • 1180 von Heinrich d. Löwen im Rahmen des Streits mit Kaiser Barbarossa zerstört und wieder erbaut
  • 1275 an Hildesheimer Bischof Otto I. verkauft. Das Amt Wohldenberg wurde eingerichtet und die Burg mehrfach verpfändet und belehnt, z.B an die Familien von Saldern und von Wallmoden
  • Von 1523 bis 1643 (1641 zerstört) im Besitz des Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
  • Bis zur Säkularisation 1802 Um- und Anbauten der bischöflichen Drosten
  • Bis 1858 Nutzung als Steinbruch, dann Restaurierung zum Ausflugsziel
  • Seit 1946 Jugendbildungsstätte der katholischen Kirche in den ehemaligen Amtsgebäuden unterhalb der Ruine

Die guten Zeiten sind erstmal vorbei. Papperlapapp! Auch ohne Automobilität lassen wir uns den Spaß selbstverständlich nicht verderben. Dass neue oder lange nicht in Gebrauch gewesene Gehirnareale schon wieder leichte Aktivität zeigen, beweist diese Strecke, die wir sonst wohl nie so gegangen wären. Und was war das doch für ein “Spektakel” trotz des etwas durchwachsenen “Sommerwetters”. Wer diesen Weg noch nicht gegangen ist, diese Gegend noch gar nicht kennt, der dürfte unter Umständen durchaus begeistert sein. Definitiv eine Tour durch eine sehr besondere Gegend unseres Hildesheimer Landes und das trotz der Tatsache, dass es eine durchaus spürbare “Durststrecke” gibt. Die Vier-Burgen/Schlösser-Tour durch die “Burgenland-Gemeinde” Holle wird hoffentlich nicht nur uns lange in Erinnerung bleiben. Von der Bushaltestelle aus geht es erst einmal asphaltiert zum Parkplatz unterhalb der Burg Wohldenberg, an dem die Gebäude der Jugendbildungsstätte stehen. Dies war zu früheren Zeiten, als die Burg bereits an strategischem Wert verloren hatte, der “Amtsbezirk”.

Ich liebe Wortspiele

Ich liebe Wortspiele

Wir wenden uns nach links in den Wald, um uns von hinten an die Burg zu heranzuschleichen. Durch den ehemaligen Steinbruch, der auch Teil des ehemaligen Landschaftsgartens war, gelangen wir in den Kernbereich der Anlage, der immer noch von dem gewaltig emporragenden Bergfried dominiert wird. 1858 wurde der 32 Meter hohe Turm restauriert und zum Aussichtsturm ausgebaut. Ich muss gestehen, dass ich seit mindestens 10 Jahren nicht mehr oben war, aber die Aussicht dürfte immer noch so gewaltig sein wie ehedem. Es gibt einiges zu sehen auf dem Burggelände, bevor wir es durch das markante Torhaus mit seiner schönen Frontfassade wieder verlassen. Am Burg-Parkplatz erreichen wir die Außenzone der heutigen Jugendbildungsstätte, an der Kreuzung steht fast schon unscheinbar die 2018 ihren 500. Geburtstag feiernde Pestsäule. Ein paar Schritte weiter … bitte keine Schuld abladen … geht es dann auf den gar nicht so einfach zu findenden Jägerstieg. Der kann im Sommer durchaus verkrautet sein, schlängelt sich aber aufs Feinste den Berg hinab. Auf der Straße ein paar Meter nach rechts, dann geht es in den Wald des Gehenberges, in dem uns ein schnuffliger Pfad über die Gleise der ehemaligen Bahnstrecke Derneburg – Seesen ins Nettetal führt. Die Gleise werden heute noch von einem Bornumer Unternehmen und einer nicht regelmäßig verkehrenden Museumseisenbahn genutzt.

Auf einer kleinen “Urwaldbrücke” überqueren wir die nette Nette, die uns heute schöne Momente beschert. Abschnitte wie den zum Schloss Henneckenrode findet man wohl nicht allzu oft an diesem Nebenflüsschen der Innerste. Ein wenig frei darf sie sich hier durch die Felder schlängeln, während wir die Landschaft und die Ausblicke zum Wohldenberg, Gehenberg und zum voraus liegenden Schloss genießen. Am See des Schlossparks angekommen, sieht man vor sich den Schornstein der (übrigens sehenswerten) ehemaligen Ziegelei an der Wassermühle Henneckenrode. Auf dem Schornstein hat sich 2017 ein Storchenpaar eingenistet, das den Henneckenrödern wohl den ersten “störchischen” Nachwuchs seit 40 Jahren beschert…

Schloss Henneckenrode

Schloss Henneckenrode

  • Seit Anfang des 13. Jahrhunderts Rittergut der Familie von Wohldenberg
  • 1275 Verkauf an den Bischof von Hildesheim und Belehnung der Familie von Heere
  • 1567 Belehnung der Familie von Saldern, 1579/80 Ausbau zum Schloss
  • 1684 Erwerb durch den Freiherrn von Bocholtz
  • 1820 Erwerb durch den Landrentmeister Blum
  • 1831/32 Durch testamentarische Verfügung Umwandlung in eine Waisenhaus-Stiftung
  • 1838-2007 Kinderbetreuung durch die Barmherzigen Schwestern und die Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus
  • 2007-2017 Kinder- und Jugendhilfe Henneckenrode des Caritas-Verbandes

Ort und Schloss Henneckenrode und auch die nähere Umgebung sind durchaus einen Besuch wert. Der kleine Ort ist von älterer Bebauung geprägt, darunter einigen schönen Fachwerkhäusern. Das Schloss, immer noch von zahlreichen Schwalben bewohnt, ist durch einen Toreingang zu erreichen und bietet einen schönen Anblick mit seinen Anleihen an die Weserrenaissance. Der kleine Schlosspark zum See ist theoretisch zugänglich … Versuch macht kluch. Henneckenrode verlassen wir nach wenigen Metern schon wieder, um den Buchberg zu überqueren. Hinter der tollen Aussichtsbank am Heiligen Hieronymus geht es vorbei an einem Bildstock auf einem freundlichen Graswaldrandweg in den Wald. Hier beginnt (Stand 2017) der etwas unschöne Abschnitt des Tages, der vielen aber eher nicht im Gedächtnis haften bleiben wird. Der gesamte Höhenzug zwischen der Ohe und Sottrum, links und rechts des “Weinberg-Passes”, besitzt leider nahezu nur solche “giftigen” Wege. Papperlapapp! Ein paar hundert Meter geradeaus, dann am Waldrand den zwar mit “Panzerplatten” ausgelegten, aber auch mit Brockenblick versehenen Weg hinauf und ein paar hundert Meter stur geradeaus hinunter … dann sind wir zappzarapp schon in Söder … außer wir wollen am Weinberg einkehren.

St. Hieronymus

St. Hieronymus

In Söder kann man sich bei Interesse die Marienkapelle ansehen, neben Germershausen die einzige Marienwallfahrtsstätte des nicht gerade kleinen Bistums Hildesheim. Hier gilt übrigens, man möge mir verzeihen, “außen pfui, innen hui”. Nach dem hübschen Fachwerk-Pilgerhaus erreichen wir zuerst ein vergittertes Nebengebäude, durch dessen Tor man eventuell einen Blick auf ein seltsam anmutendes, verfallendes Gebäude erhaschen kann. Es handelt sich um die ehemalige Orangerie des Schlosses, die zu den ehedem größten Deutschlands zählte. Der Schlossbereich selbst wird geprägt von dem dreiseitig umfassenden Wassergraben mit seinen Ecktürmchen. Schließlich stehen wir vor dem Eingang eines ziemlich beeindruckenden Gebäudes im barocken Stil. Seine Blütezeit hatte das Schloss Söder unter Friedrich Moritz von Brabeck, der dem gesamten Komplex seine heutige Gestalt gab, einen Landschaftsgarten im englischen Stil anlegen ließ und eine Kunstsammlung sein Eigen nannte, die Söder zum geistig-kulturellen Zentrum des Fürstbistums Hildesheim werden ließ. Der alte Glanz ist spürbar in den Gebäuden, aber auch in der Umgebung, die wir jetzt erkunden werden.

Durch die famose historische Sommer- und Winterlindenallee geht es in den Außenbereich des ehemaligen Landschaftsgartens. Am oberen Ende der Baumreihe, am Denkmal zu Ehren des mit Brabeck befreundeten Kardinals Caprara, lohnt ein Abstecher nach links. Am leider immer noch ruinösen Pavillon wurden einst mächtige Bäume platziert. Der größte, eine gewaltige Eiche, muss in den letzten Jahren gefallen sein. Ein paar Schritte gehen wir zurück, dann am Denkmal und an weiteren alten Eichen vorbei auf einen netten Waldrandweg, der uns oberhalb von Hackenstedt entlangführt. Am Borbach liegt der Premium-Bolzplatz Hackenstedt mit Rast- und Grillgelegenheit. Noch ein Stück am Rand des Waldes weiter, dann erreichen wir den aussichtsreichen und schönen Platz der “Zehntscheunen-Hütte”. Von hier aus geht es etwas bergab und hinter einem “unüberriechbaren” Maststall, kurz auf einem wunderbaren Pfad im Wald. Der wird schließlich etwas breiter, so dass wir die Schritte, die uns nach Derneburg führen, etwas beschleunigen können…

Schloss Derneburg

Schloss Derneburg

  • 1143 Hermann II. von Winzenburg übergibt den Hof Derneburg als Sühnezeichen an Bischof Bernward von Hildesheim
  • 1213 erst wird ein Konvent der Augustinerinnen von Holle nach Derneburg verlegt
  • Anfang des 14. Jahrhunderts ist das zwischenzeitlich reich gewordene Kloster verarmt, wird 1443 geräumt und Zisterzienserinnen aus dem Kloster Wöltingerode übergeben
  • Kriege, die Stiftsfehde und die Reformation, spielen dem Kloster übel mit. Erst im 18. Jahrhundert gelingt es den Zisterziensern, es wieder zu Wohlstand zu führen, bis die Säkularisation 1803 auch diese Periode beendet
  • 1814 erhält Graf Ernst zu Münster das verwahrloste Kloster. Seine Familie und der Baumeister Laves, bauen das Schloss und seine Umgebung, in den nächsten Jahrzehnten, in die heutige Gestalt um.
  • 1975-2006 lebt und arbeitet der Künstler Georg Baselitz auf dem Schloss, das er zusammen mit einem Teil seiner Sammlung, 2007 an den Amerikaner George Hall verkauft

Je näher wir Derneburg kommen, umso schmaler werden wieder die Wege, bis wir den nicht gekennzeichneten Laves-Pfad erreichen, der uns zuerst zum Mausoleum der Familie Münster führt. Bei richtiger Stimmung ein mystischer Platz, den man momentan wegen Verschandlungen leider nur von außen betrachten darf. Unterhalb des Friedhofs kann man einen Abstecher zu einem Rastplatz an kleinen Teichen machen und zu den noch etwas weiter unten gelegenen Fischerhäusern. Ansonsten geht es auf dem Pfad den Donnersberg hinauf, auf dessen Höhe der Teetempel wartet, ein weiterer Bestandteil des Landschaftsgartens im englischen Stil, dessen frühere Gestaltung man heute nur noch erahnen kann. Vom Teetempel aus z.B. hatte man früher eine Sichtachse zu einem Turm auf dem Barenberg, etwa 2,5 Kilometer Luftlinie entfernt, auf der anderen Seite der heutigen B6 und A7. Vom Teetempel geht es jetzt hinab zum Schloss, vorbei an einem nicht mehr existenten Baumveteranen.

Der Mariensee

Der Mariensee

Über Schloss Derneburg, die Familie Münster und das ganze Drumherum, berichte ich an dieser Stelle nicht. Nicht das es wahnsinnig viele Infos zu diesem herausragenden Fleckchen Erde gäbe, aber dafür muss trotzdem ein eigener Beitrag herhalten. Heute wandern wir, und zwar je nach Lust und Laune vorbei am nicht zugänglichen Schloss, dem Kutscherhäuschen und dem Glashaus, in dem eine Einkehr möglich ist. Das ist einfach einer der schönsten Orte im Landkreis und es kommt noch besser bzw. wird nicht weniger spannend. In der hinter den Wirtschaftsgebäuden beginnenden Kastanienallee können wir einen Abstecher zu den Teichen machen, an denen ein Beobachtungshäuschen eingerichtet wurde. Zurück geht es zum Laves-Pfad, der uns hier zwischen den Teichen und der immer noch netten Nette, unterhalb des Schlosses entlangführt. Ein Weg, den man immer wieder gehen kann, gehen will. Es erwarten uns die von der Paul-Feindt-Stiftung gepflegten Teiche, das Ensemble von (alles ehemalig) Wassermühle und Waschhaus, die Lavesbrücke über die Nette, das Bootshäuschen und zu guter Letzt das ehemalige Elektrizitätswerk.

Ich weiß nicht warum, aber dieser Weg zieht uns immer wieder wie magisch an und wir haben kaum einen anderen auch nur annähernd so häufig begangen. Das Ende dieses Weges kommt viel zu früh, dann geht es ein paar hundert Meter an der Straße entlang bis knapp über die Innerste. Links ist ebenfalls ein Weg, der direkt an der Innerste nach Listringen führt. Ich hoffe, diesen auch bald wieder einstellen zu können. Wer möchte, kann hier auch einen kleinen Abstecher zur ehemaligen Gutsbrennerei Astenbeck machen, die direkt an der B6 liegt. Nach rechts geht unser Grasweg an der Innerste entlang, die hier ebenfalls als NSG “Mittleres Innerstetal mit Kanstein” ausgewiesen ist. Ein schöner Weg, wie es viele an dem “kleinen Harzflüsschen” gibt. Unterhalb des Campingplatzes wechseln wir die Seite und gehen noch ein Stück am Fluss entlang. Wenn ich an der Innerste unterwegs bin, zu Fuß oder mit dem Bike, will ich immer gar nicht weg. Ich könnte weiter … bis ich nicht mehr weiter kann. Schweren Herzens biegen wir also irgendwann ab und gehen zum Bahnhof Derneburg, von dem aus wir nach Hause oder wohin auch immer fahren…

Am Ende eines Tages...

…bleibt einem nichts anders übrig als zu sagen, dass diese Wanderung zu einigen der schönsten Orte des Hildesheimer Landes führt. Dazu zählen natürlich die vier Burgen und Schlösser, aber auch die Landschaften, die es zu entdecken gibt. Das ist alles ein wenig abseitig und wenig spürt man hier vom Jubel und Trubel, der ansonsten vielerorts herrscht. Es ist auch eine Zeitreise zu vier völlig unterschiedlichen Anlagen. Der Wohldenberg ist die gut erhaltene Ruine einer mittelalterlichen Burg, Henneckenrode ist eine aus einem Rittergut hervorgegangene Schlossanlage am Ufer der Nette, Söder ist ein aus einem Gut entstandenes Wasserschloss und Derneburg ein ehemaliger Herrenhof, der erst zu einem Kloster umgebaut wurde und schließlich zu einem Schloss. Alle vier Anlagen haben ihre sehr individuelle Geschichte und sind in ihrer Lage und Ausdehnung vollkommen unterschiedlich. Diese Wanderung erschließt die Landschaft zwischen den einzelnen Orten sehr gut und macht Lust darauf, diese dann im Nachhinein genauer zu erkunden. Viel Spaß in einer der schönsten Ecken des Hildesheimer Landes…

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