Ich habe den Anschluss verloren und mache deshalb einen Schnitt. Ich hänge ein Jahr mit Wanderungen hinterher und fange jetzt einfach mit der letzten an, die wir absolviert haben – eine Tour am Sonnenstein im Eichsfeld. Sie ist dann nach der Wanderung an der Burgruine Hanstein die zweite im Eichsfeld auf der neuen Site. Diese wanderbare Landschaft hatte es uns schon vor vielen Jahren angetan und wir sind hier schon an vielen Stellen gewandert. Leider war es damals aufgrund nachlassenden Interesses am Wandern schwierig mit den Wegen und das hat sich nicht gebessert. Der Sonnenstein ist einer der bekanntesten Orte im Eichsfeld und trotzdem haben wir auch hier nach der dritten Wanderung keinen “perfekten” Weg gefunden, aber einen mit dem wir vorerst leben können bzw. müssen. Das Gebiet um den Sonnenstein und vor allem der Ohmberg, den wir noch gar nicht kannten, sind so herausragend, dass man manche Durststrecke dazwischen ertragen kann. Da ich ja jetzt kürzere Beiträge schreiben will, geht es gleich los am Parkplatz unterhalb des Sonnensteins. Hier steht eine der schönen Thüringer Wanderhütten und ein Bildstock, womit wir gleich zwei immer wiederkehrende “Wahrzeichen” des schönen Bundeslandes gesehen haben. Es geht zuerst hinunter in den Ort Holungen, der sich im Zentrum ziemlich nett präsentiert. Überhaupt findet man im Eichsfeld – der deutsche Papst ist bei seinem Deutschland-Besuch nicht grundlos gerade hier gewesen – viel religiöses Kulturgut und schöne Dörfer und Städte.

Blick vom Ohmberg zur Kalihalde Bischofferode

Blick vom Ohmberg zur Kalihalde Bischofferode

Wir verlassen Holungen und wenden uns dem Ohmberg zu. Ich hatte Befürchtungen hinsichtlich der Wege, die sich aber glücklicherweise weitestgehend nicht bewahrheiteten. Auf einer Waldwiese mit Hütte außerhalb des Ortes blühte die Mücken-Händelwurz. Vom Waldrand genießt man schöne Blicke zum Ohmberg, der sich gewaltig aus der umgebenden Landschaft erhebt, was ich leider wegen des Gegenlichts nicht anständig fotografieren konnte. Ebenso unverkennbar ist die Abraumhalde des ehemaligen Kaliwerks Bischofferode, die sich mit ihrem roten Abraum markant erhebt. Für uns geht es in den Wald und nach kurzem bereits – Augen offen halten – auf den Lungenprüfer, der uns zum Höhenweg des Ohmberges führt. Ein Knalleraufstieg auf einem schmalen, teils steilen Pfad durch den sich wandelnden Wald. Nach kurzem ein Kreuz am Wegesrand für einen Gefallenen oder Gestürzten. Durchaus denkbar, dass man hier bei schlechten Wetterverhältnissen oder gar Sturm den Tod finden kann. Geht man langsam und bedächtig (besser hinauf), kann man diesen tollen Urwaldpfad auch viel besser genießen. Oben angekommen, erwartet uns ein in Mitleidenschaft gezogener Buchenmischwald und das Erzloch, das anscheinend sehr tief in den Fels des Ohmberges reicht. Mit kleinen Hunden oder Kindern sollte man sehr vorsichtig sein. Ansonsten kann und sollte man den Muschelkalkberg am nordöstlichen Ende des Ohmgebirges in vollen Zügen genießen. Ich gebe zu, dass ich diese Wanderung ohne den Ohmberg nicht eingestellt hätte. Nicht einmal der Sonnenstein hätte die “Strapazen” gerechtfertigt.

Der Ohmberg ist einer der faszinierendsten Berge, die wir erwandert haben, wenngleich der Höhenweg an der Nordkante nur wenige Kilometer lang ist und Auf- und Abstieg gleichermaßen beschwerlich sind. Dieser Berg hat etwas Ursprüngliches, Wildes und er ist (vielleicht glücklicherweise) ein wenig in Vergessenheit geraten. Die Schäden des (nicht menschgemachten) Klimawandels unterstreichen den Status noch. Der Pfad ist fantastisch, hier wachsen anscheinend zahllose Frühblüher und nie zuvor sahen wir so viele Türkenbundlilien wie hier. Wahnsinn. Von den insgesamt drei Aussichtspunkten hat man weite Blicke ins Umfeld bis hin zum Harz und zum Kyffhäuser. Lediglich an wenigen Stellen ist der Pfad auch wegen umgefallener Bäume gefährlich nah an der steilen Kante. Hier kann man aber bei Bedarf ein paar Meter im Wald gehen. Die Wilde Kirche ist noch ein richtiges Schmankerl. Hier geht man bergab auf einer abschüssigen Hangkante zu einer Felsnadel mit Aussicht. An dieser Stelle soll Bonifatius eine germanische Stätte zerschlagen und stattdessen ein Kreuz aufgestellt haben. Na ja, die Propaganda schreibt bekanntlich immer der Sieger. Nicht ungefährlich ist es hier und auch der Abstieg am Ende ist es nicht. Wir trafen hier witzigerweise vier ältere Damen aus Bad Sachsa, mit denen wir uns etliche Zeit unterhielten. Die älteste war 87 und hatte – an Zufälle glaube ich nicht mehr – dreißig Jahre in Hildesheim gelebt. Eine schöne Begegnung, bevor es an den sehr steilen Abstieg geht, der mich teilweise dazu zwang, mich auf den Arsch zu setzen. Man kann den Saustieg aber auch umgehen, muss dann einen Umweg nach Hauröden nehmen.

Auf dem Sonnenstein

Auf dem Sonnenstein

Lebendig und heile unten angekommen, geht es nach Hauröden, von dem wir nicht viel mitbekommen. Wir überqueren am Ende des Dorfes eine alte Bahntrasse und wandern durch das Löhchen, ein kleines Waldstück am Hühnerberg. Danach geht es hinab nach Bischofferode, von dem wir allerdings auch nicht viel mitbekommen. Wir wollten durch das landwirtschaftliche Gut, was allerdings nicht erlaubt ist. So konnten wir uns aber noch im örtlichen Discounter mit frischen Getränken ausstatten, bevor wir zurückgingen. Es geht also unvermeidbar über die Bahnhofstraße und die Weißenborner Straße hinaus aus dem Ort. An der Schule und dem Gelände der Eichsfelder Schlachterei vorbei wenden wir uns in Richtung Großer Heuberg. Hier kann und sollte jeder selbst entscheiden, wie er weitergeht. Wir nahmen den schönen Grasweg hinauf zu einer Schutzhütte am Waldrand. Von dort hat man einen tollen Rückblick nach Bischofferode und zum Ohmberg. Man kann aber auch jeden weiteren Weg zum Sonnenstein nehmen. Dann kommt man auch der schönen, sich selbst begrünenden Kalihalde näher. Wir gingen also zum Waldrand und dann im Wald erreichten wir ein Teilstück des Top-Wanderweges “Sonnenstein – Gerode”. Kurz nur zu diesen Top-Wanderwegen im Eichsfeld. Ich gehe davon aus, dass im Eichsfeld die Wanderwege stark gelitten haben seit der “Wende”. Das Interesse am Wandern ist rückläufig. Eine tolle Idee, alte Wanderwege neu aufleben zu lassen.

Aber das von uns begangene, mehrere Kilometer lange Teilstück zum Sonnenstein ist ein eintöniger Forstweg und dazu breit und geschottert. Wir haben letztes Jahr auch schon den Top Wanderweg “Warteberg” begangen und dort war es ähnlich. Für Genusswanderer, die nicht nur Kilometer prügeln wollen, sind sind zumindest einige dieser “Top”-Wanderwege also mit Vorsicht zu genießen. Jetzt habe ich doch wieder so viel getextet und mache langsam Schluss. Auf den “gut ausgebauten” Wegen geht es also zum sagenumwobenen Sonnenstein. Wer möchte, kann den Weg auch noch über das Kloster Gerode verlängern. Am Sonnenstein kann man die Aussicht (auch von einem Skywalk) genießen, sich über das Eichsfeld und seine Eigenarten informieren und eine letzte, gepflegte Rast einlegen. Dann geht es aussichtsreich ein paar Meter hinab zum Ausgangspunkt am Parkplatz.

Am Ende eines Tages...

Das Eichsfeld ist wunderbar und bestimmt auch wanderbar. Man muss aber die entsprechenden Wege kennen. Schwierig, wenn man ortsunkundig ist und einem mit Mitte 50 langsam die Zeit davonrennt, viel auszukundschaften. Der Weg ist nicht uneingeschränkt schön, aber der Knaller Ohmberg und der Knüller Sonnenstein machen viele Mühsal wett. Außerdem ist all das Heimat und tolle Sachen kann man oft auch dort erleben, wo man sie am wenigsten erwartet. Da wir hier keine weiteren Versuche starten werden, nach neuen Wegen zu suchen, ist das unser Standardweg am Sonnenstein. Allzeit eine Fußbreit festen Boden unter den Füßen…

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