Rastplatz am Försterberg

Rastplatz am Försterberg

Am dritten Urlaubstag war es morgens ungemütlich, sodass wir uns auf eine Erkundungstour machten. Ein kurzer Abstecher nach Eisleben, einer zum Schloss Allstedt und ein sehr interessanter zu einem Haldengelände bei Wimmelburg. Dort absolvierten wir sogar einen drei Kilometer langen Rundweg. Die Ottoschächter Halden kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, der mal eine etwas andere Exkursion machen möchte. Verlängern könnte man eine Runde sogar noch über die ehemaligen Halden an der Hüneburg. Parken kann man sehr gut auf dem Parkplatz am Gelände des SSV 1890 Wolferode. Achtung: In den 1990er Jahren ist ein Lehrpfad eingerichtet worden, seitdem aber wohl nichts mehr gemacht worden. Es existieren nur noch wenige Relikte dieses leider in Vergessenheit geratenen Lehrpfades. Da wir am frühen Nachmittag bereits wieder zurück von der kleinen Rundreise waren, entschieden wir uns, noch die kleine Runde um Grillenberg zu wandern, die uns von unseren Gastgebern, dem Ehepaar Bremer, empfohlen worden war. Es handelt sich um den knapp sechs Kilometer langen Buschklepperweg, der gut mit einem orangen Balken markiert ist und einmal rund um Grillenberg führt. Wer bei den Bremers wohnt, kann natürlich direkt von dort aus starten, ansonsten gibt es gute Parkmöglichkeiten am Erlebnishof oder am Waldbad Grillenberg. Buschklepper ist wohl eine alte Bezeichnung für Wegelagerer und Raubritter, von denen zeitweilig einige von der Grillenburg aus ihr Unwesen trieben. Ob sie nun aus Gier, wegen mangelnder Einnahmen oder eines zu großzügigen Lebensstils im Busch auf ihren dürren, ausgemergelten Pferden (Kleppern) lauerten, kann man im Einzelfall wohl heute nicht mehr feststellen.

Der gesamte Weg zieht sich, was nicht unerwähnt bleiben sollte, durch das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, das vorerst durch den Widerstand einiger betroffener Gemeinden “nur” auf Landesebene, aber noch nicht von der UNESCO anerkannt wurde. Zuerst geht es gleich ins Zimmertal, das uns an den Rand der Harzwälder führt. Bänke, Rastplätze und Hütten gibt es übrigens in mehr als ausreichendem Umfang, sodass man sich wegen fehlender Gelegenheiten zur gepflegten Pause keine Sorgen machen muss. Eine gefällige Landschaft, durch die wir uns bewegen. Rechts von uns tauchen vor dem Erreichen des Waldes einige Häuschen eines ausgedehnten (ehemaligen) Ferienhausgebietes auf. Wir hatten uns überlegt, vielleicht bis zum Jugendwaldheim Wildenstall zu verlängern, aber der gut ausgebaute Weg hielt uns dann davon ab und wir blieben bei Plan A. Am Waldrand geht es auf einem netten Waldweg gleich hinauf zum nächsten und aussichtsreichen Rastplatz am Försterberg. Darauf folgt ein schöner Waldpfad, der uns ins Hohensteintal führt. Im Tal gehen wir hinab zum Hühnerberg, an dem uns eine Wohnsiedlung, der Harzer Erlebnishof und eine Infostelle zum Biosphärenreservat erwarten. Hier ist was los, aber uns ist es bei den Bremers wegen der Ruhe dann doch lieber. Wir wandern weiter hinab zum Waldbad, das in der Saison für eine Erfrischung sorgen kann und gelangen zum Schlossteich, an dem es wieder etliche Rastmöglichkeiten gibt.

 

Biosphärenreservat Gipskarst Südharz

Das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, das 16. seiner Art in Deutschland, ist 2009 auf ungefähr 30.000 Hektar Fläche ausgewiesen worden. Hier soll die Natur, soweit dies in der Umgebung einer hochtechnologisierten Gesellschaft überhaupt möglich ist, in Einklang mit denen in ihr und um sie herum lebenden Menschen gebracht beziehungsweise gehalten werden. Die europaweit in dieser Ausprägung einzigartige Gipskarstlandschaft des Südharzes mit ihren Zechsteinablagerungen ist durch Buchenwälder und Offenlandschaften geprägt, in denen es eine Vielzahl von Karsterscheinungen gibt, wie zum Beispiel Erdfälle, Dolinen, Uvalas, Poljen, Trockentäler, Schwinden, Karstquellen und Höhlen. Im Reservat liegen folgende sechs Naturschutzgebiete:

  • Alter Stolberg und Grasburger Wiesen
  • Gipskarstlandschaft Heimkehle
  • Gipskarstlandschaft Pölsfeld
  • Gipskarstlandschaft Questenberg
  • Großer Ronneberg-Bielstein
  • Pferdekopf

Zusammen umfassen sie etwa ein Sechstel des Biosphärenreservats. In der historischen Kulturlandschaft des südöstlichen Harzes, in der der Mensch bereits seit der Jungsteinzeit lebt, finden sich neben mittelalterlichen Schätzen, wie Burgruinen und malerischen Dörfern und Städtchen, auch zahlreiche Relikte der über 800-jährigen Bergbaugeschichte der Region.

Arwähnen sollte ich noch die Infostellen am Wegesrand, an deren Gestaltung wohl auch unsere Gastgeber mitgewirkt haben. An einigen Punkten findet man kleine Tafeln, auf denen man kurze Informationen zu kulturhistorischen Begebenheiten erhält, wie zum Beispiel Grenzsteinen oder einer ehemaligen Wassermühle. So etwas finde ich persönlich immer sehr reizvoll. Vom Schlossteich aus beginnen wir die Eroberung der Ruine Grillenburg. Auf schönen Pfaden und Wegen umrunden wir dazu den Schlossberg und schlängeln uns recht angenehm den Berg hinauf. Von der Grillenburg, die vermutlich um 1200 von Lehnsmännern des Erzstiftes Magdeburg erbaut wurde, sind stattliche Überreste vorhanden, von denen man im Sommer allerdings keinen so guten Eindruck erhält. Ruinen der Kernburg, der Schildmauer und des Zwingers sind ebenso vorhanden wie die Wälle des Halsgrabens. Der genaue Zeitpunkt der Aufgabe ist nicht bekannt, gegen Mitte des 16. Jahrhunderts galt die Burg als zerstört. Hier oben kann man stöbern und rasten, bevor man sich an den Abstieg ins Gonnatal macht. Auf dem Weg dorthin erwarten uns wieder nette Wege mit Informationen und Sitzgelegenheiten. Im Gonnatal wandelt der Weg sich noch einmal in einen schönen Pfad, der uns letztendlich zur Gonna hinabführt. Hier sind wir am Karstwanderweg und am Rand des Naturschutzgebietes Gipskarstlandschaft Pölsfeld, das sich nach Osten erstreckt. Wir treten aus dem Wald und machen uns auf den kurzen Rückweg zu unserem Ausgangspunkt am Ferienhaus Bremer.

Am Ende eines Tages...

Viel zu kurzer Text, viel zu wenige Informationen, aber eben auch nur eine kurze Runde. Wer bei den Bremers wohnt, der kann bei Bedarf jede Menge mehr erfahren und sich viele weitere Tipps zu Wanderungen in der Umgebung holen. Wir waren nur auf einem sehr kurzen Schnupperbesuch und werden, wenn wir dürfen, gerne wiederkommen. Eines muss ich aber sagen, wenngleich diese Runde auch um einiges kürzer war als die anderen. Sie war die einzige, auf der wir keine Probleme mit verkrauteten, vernachlässigten oder gar verschwundenen Wegen hatten. Wir selbst sind ja auch nicht aktiv an der Erhaltung der Wanderwege unserer Heimat beteiligt. Darum möchte ich an dieser Stelle auch einfach mal danke sagen an alle, die sich mit viel Freizeit, Engagement und Herzblut für ihre Region, für Natur und Kultur und den Erhalt alten Wissens und alter Traditionen einsetzen. Gerade in und um den Harz herum ist das der fantastische Harzklub und nahestehende Personen und Organisationen. In einer Zeit, in der sich, aus welchen Gründen oder welcher Motivation auch immer, einige Kräfte dafür einzusetzen scheinen, uns unsere kulturelle Identität zu rauben, ist es umso wichtiger, dass wir versuchen, sie uns zu erhalten, ohne sie zu glorifizieren oder zu verdammen. Wer seine Vergangenheit nicht kennt und die Gegenwart nicht zu schätzen weiß, dessen Zukunft ist mehr als nur ungewiss. Allzeit eine Handbreit festen Bodens unter den Füßen.

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