Manchmal dauert es viele Jahre, bis eine Denkblockade sich löst. So gerade bei uns geschehen in Hinsicht auf die sechs Teilgebiete des vor einigen Jahren neu geschaffenen Naturschutzgebietes „Trockenlebensräume – Sieben Berge, Vorberge“. Die sehr kleinen Teilgebiete Karlsberg und Abbenser Berg haben wir bislang nur abseits des Wanderns besucht und bei beiden Gebieten ist es so, dass der Anmarsch immer sehr langwierig durch die Feldmark erfolgte. Wie ich jetzt endlich auf die Idee kam, sie in Verbindung mit dem Teilgebiet Wernershöhe und dem Rennstieg zu einer Wanderung zusammenzufügen, kann ich nicht mal mehr sagen. Jetzt haben wir drei Touren absolviert, auf denen wir einmal drei, einmal zwei und einmal eines der Teilgebiete erwandert haben und ich denke, dass wir es in Zukunft so beibehalten werden. Perfektion gibt es nicht und ein zufriedener Gärtner ist ein schlechter Gärtner, aber das waren schon drei geniale Touren mit jeder Menge Erlebnisse. Man könnte theoretisch auch alle sechs Gebiete an einem Tag ablaufen, aber der Begriff ablaufen wäre dann auch mehr als passend. Die tollen Landschaften in und an den Sieben Bergen und den Vorbergen wollen genossen werden, gerade wenn man zur rechten Zeit hier ist. Kein Wanderer, der das Wandern nicht nur als reine Sportart betreibt, kann hier mit Scheuklappen einfach durchlaufen. Zu Wrisbergholzen müsste ich eigentlich mal einen eigenen Beitrag einstellen, da es hier jede Menge zu sehen und zu erleben gibt. Damit der Beitrag nicht aus allen Nähten platzt, hier nur ein kurzer persönlicher Abriss.
Das Zentrum des Ortes bildet das Schloss Wrisbergholzen im Zusammenspiel mit der schönen Kirche St. Martin. Aktuelle Informationen über das Schloss, das anstelle einer mittelalterlichen Wasserburg gegen Mitte des 18. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, sind online schwer zu bekommen. Es steht wohl momentan leer, befindet sich von außen besehen in einem teilweise nicht so guten Zustand, aber es wird etwas getan, wovon zum Beispiel ein Kran und Gerüste zeugen. Von innen sieht es wohl wesentlich besser aus, denn in den letzten Jahren fanden einige Male sogar Dreharbeiten für historische Filme, Dokus oder Serien statt. Berühmt ist das Schloss für ein mit 800 Emblemfliesen holländischer Art geschmücktes Zimmer. Die Fliesen wurden in der nahegelegenen Fayence-Manufaktur hergestellt, die 1736 errichtet wurde und heute als einzig erhaltenes vorindustrielles Fabrikgebäude in Norddeutschland gilt. Zum Schloss gehört zum Beispiel noch eine Orangerie, umfangreiche Wirtschaftsgebäude und der kleine, als Naturschutzgebiet ausgewiesene Schlosspark im Stil englischer Landschaftsgärten. In beschaulichen Ort Wrisbergholzen selbst gibt es noch etliche schöne, alte Gebäude und ebenfalls einen großen Bestand alter Bäume. Am Parkplatz ist neben einer Infotafel über den Ort auch eine Tafel für einen Audio-Rundgang durch den Ort. Wrisbergholzen hat also, gerade für einen Ort dieser Größe, jede Menge in Sachen Kultur und Natur zu bieten. Das die Wrisbergholzener sich für ihren Ort und die Erhaltung der natürlichen und kulturellen Schönheiten interessieren, dafür stehen unter anderem die Kulturvereinigung Wrisbergholzen und der Verein zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen.
NSG Trockenlebensräume - Teilgebiete Karlsberg und Abbenser Berg
Das Naturschutzgebiet Trockenlebensräume Sieben Berge, Vorberge teilt sich in sechs räumlich getrennte Teilgebiete auf. Die beiden kleinen Gebiete Karlsberg bei Westfeld und der Abbenser Berg zwischen Sibesse und Eberholzen umfassen eigentlich jeweils nur eine große Wiese mit etwas Wald, bieten aber kleinstem Raum eine für unsere Breiten eine Pracht, die nicht allzu häufig anzufinden ist.
Der Karlsberg ist vollkommen unzugänglich und es ist teils sogar etwas schwierig, überhaupt Einblick zu erhalten. Ein Fernglas kann hilfreich sein. Die im Perlgras-Buchenwald und auf den Halbtrockenrasen vorkommenden Pflanzen lassen sich aber auch außerhalb des umzäunten Gebietes finden. Früher wurden die Wiesen als Viehweiden und zur Mahd genutzt. Im und um das Gebiet herum wachsen und blühen zum Beispiel mehrere Orchideenarten, wie Purpur-Knabenkraut, Weißes Waldvöglein, Großes Zweiblatt, Vogel-Nestwurz, Waldhyazinthen und andere wärmeliebende Pflanzen. Am höchsten Punkt der Wiese meinen wir auch schon einmal den Diptam gesehen zu haben.
Der Abbenser Berg ist als Frauenschuhwiese bekannt und ist neben dem Teilgebiet Schiefer Holzer Berg der einzige Ort, an dem diese seltene Pflanze in „unserer Gegend“ ohne große Schwierigkeiten erlebt werden kann. Daneben gibt es zum Beispiel große Bestände von Großem Zweiblatt und Schlüsselblumen. Von den Pfaden durch das Gebiet, in dem auch etliche Obstbäume stehen, hat man außerdem herrliche Ausblicke in die Umgebung.
Da wir die beiden Gebiete relativ selten besuchen und auch nur gefährliches, botanisches Halbwissen besitzen, ist unsere Kenntnis über die hier vorkommenden Pflanzen recht beschränkt. Bestimmt gibt es über das Jahr verteilt etliches zu finden und zu bestaunen.
Mit viel rumeiern ist jetzt Schluss, es geht endlich los! Vom Schloss wandern wir erstmal raus aus Wrisbergholzen. Wer keine Möglichkeit oder Lust hat, den Ort später noch einmal zu besuchen, kann auch eine Runde um bzw. durch den nur teils öffentlich zugänglichen Schlosspark machen. Dann besichtigt man auch automatisch einige schöne Gebäude des Ortes, wie die Fayence-Manufaktur. Wir gehen am schönen Pfarrhaus vorbei in einen kleinen Seitenweg und biegen dann zur Landstraße 489 ab. Rechts ist das ehemalige Ziegeleigelände zu sehen. An der Landstraße geht es ein paar Meter auf dem Radweg bis zu einem kleinen Durchlass in der Hecke, der uns zu einem Feldweg leitet. Achtung, hinter der Böschung ist die oft nicht wenig befahrene Straße! Wem das zu knifflig sein sollte, der kann einen Feldweg später einsteigen. Gleich mal schnell zwischendurch: Das Titelbild passt ja nicht recht zum Weg, da dort hauptsächlich der Hildesheimer Wald mit dem Teleturm auf dem Griesberg zu sehen ist. Der ist aber heute auch immer wieder die Landmarke des Tages und „drängelt“ sich während der ersten Hälfte der Tour immer wieder ins Bild, sodass ich diesen schönen Anblick als Titelbild ausgewählt habe. Weiter geht es ein Stück parallel zur Landstraße 485, die in unserer Gegend schon fast Kultstatus hat. Sie verbindet Hildesheim mit Alfeld und verläuft dabei über den Roten Berg im Hildesheimer Wald und über die Wernershöhe und den Holzer Berg in den Sieben Bergen. Eine für Autofahrer und Radfahrer anspruchsvolle, landschaftlich schöne Strecke, die sich gerade am Roten Berg aber leider auch bei milde ausgedrückt unvernünftigen Motorrad-Rasern großer Beliebtheit erfreut. Nach kurzer Zeit verlassen wir diesen Parallelweg bereits wieder und wenden uns in die Feldmark.
Der Weg durch die Wolfskammer ist besonders gegen Ende wesentlich schöner als gedacht. Eine Baumreihe mit Kastanien leitet uns an den Waldrand der Vorberge und zu einer schönen Bank, von der man, wie kann es anders sein, einen Ausblick zum Griesbergturm hat. Am Waldrand geht es dann weiter zum Naturschutzgebiet Karlsberg, wobei man auch im Wald drumherum etliche Orchideen finden kann. Auf der Wiese selbst stehen, wie in der Box weiter unten beschrieben, etliche Vertreter der Orchideenfamilie. Nimmt man an der unteren Ecke des Weges den ersten, oft etwas verkrauteten Weg in den Wald, kommt man den Orchis etwas näher, da auf dieser Seite einige prächtige Exemplare direkt am Zaun wachsen. Auf der anderen Seite kann man ein Stück den Berg hinaufgehen und den Anblick aus der Ferne genießen. Man kann zwar (wohl vernünftigerweise) nicht rein in das Naturschutzgebiet Karlsberg, aber es bietet trotz der überschaubaren Dimensionen eine große Fülle an Pflanzen der Magerrasen. An der Aussichtsbank mit Aussicht auf – na, was wohl? – geht es in die Feldmark zwischen den Vorbergen und den Orten Westfeld und Sibesse. Am Anfang geht es entlang einer Reihe Kirschbäume und durch eine noch ausreichend mit Bäumen und Sträuchern bestandene Agrarlandschaft. Dann müssen wir eine kurze Durststrecke in Kauf nehmen, bis wir nach links abbiegen und uns an den „Aufstieg“ zum Abbenser Berg machen. Eine Bank unter einem Obstbaum verlockt zur Pause, aber wir steigen weiter auf und haben von oben einen schönen Ausblick zum – eben, zum Griesbergturm. Entlang einer Streuobstwiese gelangen wir zum Naturdenkmal Orchideenwiese, das ebenfalls Teil des NSG Trockenlebensräume Sieben Berge, Vorberge ist. Eine kleine Wiese nur mit Obstbäumen, zur rechten Zeit tausenden von Schlüsselblumen und mehreren Orchideenarten, unter anderem dem in unseren Breiten selten zu findenden Gelben Frauenschuh. Es gibt schöne Aussichten, nicht nur zur altbekannten Landmarke und eine schattige Bank lädt zum Verweilen ein. Das Gebiet wird von der Hildesheimer Paul-Feindt-Stiftung betreut und wie immer gilt natürlich ein Betretungsverbot abseits der eigentlich mehr als ausreichenden Pfade. Hoffen wir, dass die Vernunft siegt und die Frauenschuhwiese nicht wie der Karlsberg abgesperrt werden muss.
Nach ausgiebigem Bestaunen der Vielfalt an botanischen Raritäten geht es dann weiter in die Vorberge. Die Vorberge bilden zusammen mit den Sieben Bergen und dem Sackwald die sogenannte Sackmulde. Die hier vorherrschenden geologischen Gegebenheiten sind es dann wohl auch, die unter anderem den Orchideenreichtum dieser Gegend begründen. Dies kann man auch dem sehr informativen Video „Alfelds wilde Orchideen“ entnehmen. Was uns immer ein wenig davon abgehalten hat, die Sieben Berge und die Vorberge zu erwandern, sind hauptsächlich die vermeintlich vielen „breiten“ Wege in diesen Wäldern. Das war und ist aber unsinnig, da die meistens erstens gar nicht so breit sind und zweitens der Wald gerade im Frühling wahrhaft prächtig daherkommt. So ist es ein fast unerklärliches Kuriosum unserer „Wanderkarriere“, dass wir eigentlich erst in den letzten Jahren langsam begonnen haben, die Waldgebiete eines der bekanntesten und schönsten Höhenzüge unserer Gegend wirklich intensiv zu erkunden. Na ja, gut Ding will wohl manchmal eben Weile haben. Wegen der fehlenden, markanten Erhebungen sind die Vorberge etwas weniger bekannt als der benachbarte Höhenzug der Sieben Berge. Dass es hier eigentlich ebenso schön ist, kann man bereits nach wenigen Metern im nahezu reinen Laubmischwald feststellen. Zur Zeit der Frühblüher, wie Bärlauch, Leberblümchen, Buschwindröschen und Co. ist es hier wohl ebenso prächtig wie in den Sieben Bergen. Die nächsten Kilometer folgen wir wohl einem der schönsten Abschnitte des historischen Rennstiegs von Hildesheim zur Hohen Schanze bei Winzenburg. Auf einer Länge von 48 Kilometern verband dieser Kurierweg nachgewiesenermaßen seit dem 9. Jahrhundert die Domburg von Hildesheim mit der Hohen Schanze.
Diese Verteidigungsanlage wird, ebenso wie mehrere ähnliche, jüngere Anlagen im Umfeld, damals eine große strategische Bedeutung gehabt haben. Da hier Gegenstände und Bebauungen aus vorchristlicher Zeit gefunden wurden und man wohl annehmen kann, dass auch die Domburg und der Michaelishügel im heutigen Hildesheim schon in vorchristlicher Zeit von unseren germanischen Vorfahren genutzt wurden, ist der Rennstieg vielleicht wesentlich älter als nachgewiesen. Wir folgen dem heute deutlich komfortableren Weg jetzt bis auf die Wernershöhe. Ein schöner, recht extensiv genutzter Wald, den wir auf einem bequemen Weg begehen. Da kann man besser seine Blicke schweifen, seine Seele baumeln lassen und sich auf das Rascheln der Blätter und den Gesang der Vogelwelt konzentrieren. Im Wald der Vorberge gibt es auch am Wegesrand einige Vertreter der Familie der Orchideen zu finden, wie das Stattliche Knabenkraut, das Weiße Waldvöglein oder die Vogel-Nestwurz. Die frühe Frühlingspracht war nahezu vorbei, lediglich die Zwiebeltragende Zahnwurz und der Bärlauch hielten sich noch tapfer. Bis zum Brehmberg geht es auf einem gut befestigten Weg durch den Wald, dann biegen wir auf einen schnuffligen Waldpfad ab. Dieser kann je nach Jahreszeit schon mal ein wenig zerackert sein, ist aber im Großen und Ganzen durchaus sehr schön und windet sich immer ein wenig nach links und rechts und wieder zurück durch den Wald. Zahlreiche Schilder weisen uns darauf hin, dass wir uns nicht nur auf dem Rennstieg befinden, sondern auch auf dem Königsweg von Brüggen zur Königspfalz Werla und auf dem Pilgerweg Via Scandinavica, der von Fehmarn nach Eisenach führt. Trotz dieser doch recht namhaft erscheinenden Routen sind wir wie so oft niemandem begegnet auf diesem mehrere Kilometer langen Abschnitt der drei Wege. Letzten Endes erreichen wir wieder die Landstraße 485 auf der Passhöhe der Wernershöhe, an der man die Tour wegen einiger Parkmöglichkeiten ebenfalls beginnen kann. Hier ist auch eine Bushaltestelle der Linie 44 zwischen Hildesheim und Alfeld.
Die Wernershöhe
Die Wernershöhe
Die Wernershöhe gehört zu den schönsten Flecken Erde im Landkreis Hildesheim. Von 1670 bis 1906 befand sich hier im Rahmen der Nutzung als Vorwerk unter anderem ein Jagdschloss der Grafen von Görtz-Wrisberg, an dessen Stelle dann ein Wohngebäude entstand. 1938 dienten die Gebäude als Schule des Kraftfahrkorps, im Umfeld der Wernershöhe entstand ein Feldflugplatz. Nach einer vorübergehenden Nutzung als Jugendherberge übernahm 1997 das Veranstaltungszentrum „Kulturherberge Wernershöhe“ das Gelände. Lassen wir die Macher sprechen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, „die Gegenwart und Zukunft zu bereichern und einen Ort der Kommunikation, der Fantasie und des Abenteuers zu schaffen“. Wenn man an Veranstaltungstagen hier vorbeikommt, scheint das gut gelungen zu sein.
Die Kulturherberge liegt inmitten des 87 Hektar großen Naturschutzgebietes Wernershöhe, das zu den Teilgebieten des Naturschutzgebietes der Sieben Berge und Vorberge zählt und ebenfalls von der Paul-Feindt-Stiftung betreut wird. Es besteht ungefähr zu zwei Dritteln aus Offenlandschaft und einem Drittel Wald. Auf den extensiv ackerbaulich genutzten Kalkscherbenäckern, von denen 25 Hektar seit 1988 vom Demeter- und Arche-Hof Luna aus Everode bewirtschaftet werden, haben zahlreiche, selten gewordene Ackerwildkräuter einen Lebensraum gefunden. Im Bereich der Wacholdertrift finden sich orchideen- und enzianreiche Halbtrockenrasen. Die Wernershöhe gilt als größtes Schutzgebiet für Ackerwildkräuter in Deutschland und beherbergt die meisten seltenen Kalkackerwildkräuter in Niedersachsen. Zu den botanischen Seltenheiten zählen Pflanzen wie Ackerrittersporn, Acker-Steinsame, Venuskamm, Gezähnter Feldsalat oder Kleiner Frauenspiegel.
Wir nehmen die Straße zur Kulturherberge Wernershöhe. Einen sehr kurzen Abriss zu Kultur und Natur findet man in der obigen Flipbox. Überall am Wegesrand finden sich kleine Kunstwerke, die erst einmal gefunden werden wollen. Bei unserem Ausflug mit dem neuen Auto wollten wir hier eine Stippvisite machen, aber die ganze Straße war wegen einer Veranstaltung vollkommen zugeparkt. Schön, dass noch Leben in der Bude ist. Großen Plan von den Vorgängen hier oben haben wir nicht, weil wir selten Menschen begegnet und sowieso eher einzelgängerisch veranlagt sind. Im Gästehaus der Kulturherberge soll es einen „Offenen Kühlschrank“ geben, in dem man unter anderem wohl auch das Flaschenbier der Hildesheimer Braumanufaktur findet. Ein schönes Fleckchen, um zu leben, zu lieben und zu arbeiten. Einige Sitzplätze laden zum Pausieren ein, einige Infotafeln zum Rennstieg und zur Wernershöhe zur Informationsbeschaffung. Als wir hier waren, wurde das Wetter sehr ungemütlich, auffrischender Wind und dunkle Wolken ließen ein aufziehendes Gewitter vermuten. Auf einer solch freien Hochfläche wollten wir das Schicksal nicht herausfordern. Aber wir hatten den ganzen Urlaub zumindest das Glück, dass es trotz täglicher Gewitterwarnung nicht einmal blitzte und donnerte.
Nach einer Viertelstunde des Abwartens ging es dann doch weiter. Ackerwildkräuter sind im Mai noch wenige vorhanden und bis auf den Ackerrittersporn würden wir wohl auch keines auf Anhieb erkennen. Auf dem Weg über die schöne Hochfläche gibt es aber immer wieder kleine kulturelle Leckerbissen am Wegesrand. Am Waldrand verlassen wir dann den Rennstieg, der hier durch den Sackwald zur Hohen Schanze führt. Wir wenden uns nach links in die Wacholdertrift, die ihrem Namen alle Ehre macht. Es gibt wohl im weiten Umkreis kaum eine Fläche, auf der man mehr Exemplare der „Zypresse des Nordens“ zu Gesicht bekommen kann. Auf den Hängen links und rechts finden sich zahlreiche botanische Raritäten und große Vorkommen ebenfalls nicht alltäglicher Pflanzen. Aus dem Gedächtnis fallen mir Großer Ehrenpreis, Saat-Esparsette, Bienen-Ragwurz, Hohe und Echte Schlüsselblume, Helm-Knabenkraut, Mücken-Händelwurz, Grünliche Waldhyazinthe und vieles mehr. Natürlich gibt es unzählige Arten, die mir nicht einfallen, noch mehr, die wir gar nicht kennen beziehungsweise ihren Namen nicht wissen und auch zahlreiche mehr oder weniger seltene Vertreter der örtlichen Fauna. Die Wacholdertrift kann aber auch ohne jegliches Wissen über Irgendetwas genossen werden. Weiter unten hat man dann auch schöne Ausblicke in die umgebende Landschaft, den Griesberg sieht man aber eher nicht.
Dafür kann man von einigen Stellen aus bei entsprechender Fernsicht einen Blick auf Gevatter Brocken erhaschen. Schließlich gelangen wir zum netten Aussichtsplatz an der Schutzhütte, die Sankt Florian gewidmet ist und wenden uns dort noch einmal in den Wald. Es geht auf freundlichen Pfaden und Wegen wieder fast hinauf bis zur Kulturherberge, wenn man den lohnenswerten Abstecher noch mitnehmen will. Eine kleine Aussicht gibt es auf Wrisbergholzen, dann kommen wir schon bald zur alten Eschenallee, deren Vertreter einst als Schneitelbäume gepflanzt wurden und an einem Verbindungsweg zwischen der Wernershöhe und Wrisbergholzen standen. Eine wunderschöne Allee, die man hier nicht erwarten würde. Wenn die Gebäude der Kulturherberge in greifbare Nähe rücken, geht es für uns rechts herunter auf einen sehr schmalen Pfad. Momentan ist er wegen Baumfällung und Neupflanzung kaum zu erkennen, das Navi/Smartie kann helfen. Der Weg wird dann nach ein paar Schritten bereits wieder besser begehbar und führt uns auf einer alten Viehtrift hinab nach Wrisbergholzen, das wir am Kirchkamp betreten. Durch die Hauptstraße des Ortes, die Moppenstraße mit sehenswertem, geschlossenen Fachwerkbestand, kommen wir zurück zum Ausgangspunkt oder erkunden noch ein wenig den kleinen Ort.
Am Ende eines Tages...
„Du kriegst gleich was an die Moppen“, fällt mir da immer ein. Aber da das niederdeutsche Wort mehrere Bedeutungen hat, wird es sich wohl nicht um eine Mützenstraße handeln. Die zweite Tour des Jahres im Raum Alfeld hat uns wieder gezeigt oder besser gesagt, die Erinnerung daran wachgerufen, dass man nicht in die Ferne schweifen muss, wenn das Gute doch so nahe liegt. Ebenso wie die Tour von Eimsen war die von Wrisbergholzen für uns ein echter Knaller. Ein sehr spannendes Dorf, eine weitestgehend schöne Feldmark, ein toller Wald, den wir auf historischem Weg durchquerten, viele Ausblicke und drei Teilgebiete des wahrlich herrlichen Naturschutzgebietes Trockenlebensräume Sieben Berge, Vorberge. Was will man mehr? Na gut, schönes Wetter, gute Laune und kurze Anfahrtswege sind auch nicht schlecht. War auch alles vorhanden. Da nur noch ein Teilgebiet übrig war, das ansonsten in eine andere Wanderung eingebunden war, musste ich zu Hause natürlich gleich noch versuchen, eine etwas veränderte Tour zu erstellen, die den Schiefer Holzer Berg beinhaltet. Es ist mir wirklich gelungen. Aber davon mehr beim nächsten Mal.
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