Schöne Landschaft am Ith

Schöne Landschaft am Ith

Hoppla! Nach dem Beitrag zur ersten Karstwanderweg-Etappe checkte ich so hier und da die Site und landete beim Ith und musste nach minutenlangen Recherchen feststellen, dass ich quasi vergessen habe, die vierte der fünf geplanten Runden am Ith als Beitrag einzustellen. Erstaunlich, wie das Leben manchmal mit einem herumspielt. Jetzt ist das natürlich schon ein paar Monate her und darum fällt der Beitrag aufgrund erloschener Erinnerungen vielleicht etwas mager aus. Aber auch diese Runde ist ebenso genial wie die anderen drei. Ich bin froh, dass ich mir keine Beste oder Schönste aussuchen muss, denn in der Erinnerung sind alle Etappen gleich schön und wegen der Durchführung als Rundwanderungen äußerst abwechslungsreich.

Es gibt keinen besseren Ort als die Wüste, um über Fragen ohne Antwort nachzusinnen…

Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt haben soll, aber da wir Menschen grundsätzlich sowieso auf keine einzige Frage eine Antwort haben, soll uns heute der Wald ausreichen, um auch hier keine Antworten zu finden. Zuerst müssen wir heute aber erst einmal eine ganze Ecke durch die Feldmark, die aber aufgrund landschaftlicher Erlebnisse wenig eintönig ist. Auf dem Parkplatz hinter Hakenrode geht es los und dieser gehört zu unseren Lieblingsplätzchen. Uneinsehbar und nur Platz bietend für ein paar Autos, keine Einkehr weit und breit und auch sonst nichts, was die Massen anlocken könnte, hat man hier eigentlich immer weitestgehend seine Ruhe. Vom unteren Rand des Ith hat man einen spannenden Ausblick in die Umgebung. Der Blick schweift über die Felder und Dörfer in der Senke bis zum nicht weit entfernten Thüster Berg, der demnächst auch mal wieder erkundet werden will. Wir wandern erst einmal zum Naturschutzgebiet Sollberg, das auf engstem Raum einige schützenswerte Kulturlandschaften bietet. Betreten werden kann es nicht, sodass wir den Anblick im Vorbeigehen genießen. Am Waldrand des Ith können wir eine aussichtsreiche Rast einlegen und betreten dann das erste Mal das Naturschutzgebiet Ith. Oben angekommen bietet sich ein Ausblick auf die uns erwartenden Ithwiesen. Wir verlassen den Wald und das Naturschutzgebiet fürs Erste und gehen auf einem der möglichen Wege durch die für norddeutsche Verhältnisse noch reich strukturierte Landschaft. Mit etwas Glück begegnen wir hier auch mal einigen der Wiesenbewohner, wie zum Beispiel einigen freundlich gesonnenen und neugierigen Jungkühen. Dann wandern wir ein wenig bergab in das kleine Capellenhagen, das sich gemütlich in die Mulden des Ith-Vorlandes schmiegt. Der Nachfolger der namensgebenden Kapelle liegt direkt im “Zentrum” des hübschen Orts, den wir nach wenigen hundert Metern bereits wieder verlassen.

Felsen im NSG Ith

Felsen im NSG Ith

Jetzt geht es an und in das Naturschutzgebiet Ithwiesen, das dritte des Tages. Nur eine kurze Strecke, die es aber in sich hat. Das ungefähr 260 Hektar große Areal stellt eines der größten Grünlandgebiete Niedersachsens unter Schutz. Geprägt wird es von flachgründigen, überwiegend kalkreichen Böden, von artenreichen Säumen, kleinen Sickerquellen und Bachläufen. Wir bekommen heute nicht allzu viel davon mit, außer wir nehmen die Verlängerung, aber was wir zu sehen bekommen, hat durchaus einen kurzen, aber hohen Erlebniswert. Nach der langen Gerade aus dem Ort biegen wir rechts ab und tauchen in eine unerwartet schöne Landschaft ein. Rechts und links erheben sich die artenreichen Hänge, die Wiesen und Weiden mit allerlei Gesträuch und einzelnen Bäumen. Da macht der Aufstieg zur Bundesstraße 241 schon mächtig Böcke. Wer den “halblegalen” Weg von der Bundesstraße zum Kammweg nicht nehmen will, kann hier durch die Wiesen weitergehen bis zum Segelflugplatz und dann zurück nach Holzen-Ith, um dort in den Kammweg einzusteigen. Das sind dann ein paar Kilometerchen mehr. Wir nahmen die Abkürzung und gingen nach der Überquerung der Bundesstraße am Rand des Waldes und dann ein Stück durch denselben zum Kammweg des Ith. Alternativ kann man auch das letzte Stück an der allerdings viel befahrenen und recht gefahrvollen Straße bis zum Kamm gehen. Um diese tolle Runde drehen zu können, muss man sich (leider) für eine der drei Möglichkeiten entscheiden.

Irgendwann sind wir auf jeden Fall am Ithkammweg angekommen, dem eigentlichen Begehren des Tages. Der Weg hierher war aber auch nicht von schlechten Eltern und mit dem Vorland des Ith beziehungsweise dem baumarmen Fuß des Höhenzuges haben wir eine schöne Landschaft kennengelernt. Auf dem getrackten Weg erreichen wir mit dem Kamm auch gleich die ersten Felsgebilde und die ersten Hinweisschilder auf die hier geltenden Bestimmungen hinsichtlich des Naturschutzes. Jeder vernunftbegabte Mensch, der nicht der Meinung ist, er würde nur mit einem Lächeln auf den Lippen das Zeitliche segnen, wenn er alles gesehen, alles erkundet hat, wenn er an jedem Platz ein sinnfreies Selfie geknipst hat, wird sich daran halten. Es gibt vom Weg aus genug zu sehen und später hat man ausreichend Gelegenheit, die Felsgebilde auf diversen Kletterpfaden von allen Seiten zu umrunden. Zu beachten ist dabei, dass diese Pfade, die zum Beispiel auf der OpenStreetMap eingezeichnet sind, teilweise sehr knifflig, teilweise auch nicht mehr wirklich erkennbar und/oder begehbar sind. Was jetzt auf den nächsten Kilometern kommt, spottet eigentlich jeder Beschreibung. Der Ithkammweg ist ein Knaller und muss live erlebt werden. Hoch, runter, links, rechts, über Stock und über Stein geht es durch die an vielen Stellen von Felsgebilden gespickte Berglandschaft, zur rechten Zeit dann auch noch durch “blühende Landschaften”. Lerchensporn, Märzenbecher, Gelbes Windröschen, Buschwindröschen, Bärlauch & Co. verzaubern den ohnehin schon genialen Pfad im Frühling noch mehr. Auch in den anderen Jahreszeiten abseits von den immer seltenen Tagen mit Eis und Schnee gibt es vieles zu entdecken, wie Silberblätter, Fetthennen, Moose, Farne, Flechten und mehr. Da ist es eigentlich ganz vernünftig, diesen Kammweg nicht unbedingt an einem Stück, an einem Tag “abzulaufen”.

Das Naturschutzgebiet Ith

Das Naturschutzgebiet Ith

Fast schon ein Kuriosum, vielleicht aber mehr ein Politikum oder Ökonomikum, dass das 2.715 Hektar große Naturschutzgebiet Ith erst im Jahre 2008 ausgewiesen wurde, obwohl es bereits 100 Jahre vorher dementsprechende Bestrebungen gab. Geschützt wird der gesamte Höhenzug, der eines der größten naturnahen Kalkbuchen- und Schluchtwaldgebiete Niedersachsens darstellt. Dominierend ist hier der Waldmeister-Buchenwald, in dem es zahlreiche Bachtäler, Quellbereiche, Hangmischwälder und Fels- und Offenboden-Biotope gibt. Hier fühlen sich Tiere wie die Wildkatze heimisch, ebenso wie das Große Mausohr, Uhu, Wanderfalke, Grauspecht oder Schwarzstorch. Die Flora wartet nicht nur mit der immer wieder beworbenen Frühjahrspracht von Lerchensporn und Buschwindröschen auf. Viele andere Frühblüher, wie das Gelbe Windröschen, Märzenbecher, Seidelbast, Lungenkraut, Goldstern, Veilchen, Schlüsselblumen, Scharbockskraut und gerade der in sagenhaften Mengen vorkommende Bärlauch, gestalten den Lenz kräftig mit. Später kann man dann hier weitere “Hingucker” bestaunen, wie verschiedene Fetthennen, das Silberblatt, den Hirschzungenfarn oder einige Orchideenarten, wie zum Beispiel die Mücken-Händelwurz. Nicht vergessen darf man, dass der Ith dazu noch der längste zusammenhängende Klippenzug Norddeutschlands ist, mit vielen als Naturdenkmal ausgewiesenen Felsen, wie zum Beispiel dem Mönchstein, Adam und Eva, Garwindelstein, Teufelsküche, Krokodil, Umgestülpter Pferdehuf, Pfaffenstein und Kamel.

Witzig! Gerade sitze ich hier und schreibe am von oben bestimmten Tag der Deutschen Einheit, der trotz aller Rücksichtnahmen eigentlich am 9. November sein müsste, ein bisschen weiter und mir kommt der Gedanke, den Ithkammweg doch noch einmal am Stück zu gehen. Fast schon jahrzehntelang haben wir davor zurückgeschreckt, weil die einzig vernünftige Lösung ist, sich von einem Taxi von einem Ende zum anderen transportieren zu lassen, um das Ganze zu realisieren und weil die Erlebnisdichte einfach “zu viel” für einen Tag sein könnte. Aber probieren geht über studieren. Da wir in unserem Leben auch bestimmt schon viele tausend Goldstücke für irgendeinen Unsinn ausgegeben haben, kommt es auf die 50 bis 60 Euro auch nicht mehr an. Geplant haben wir jetzt den Frühling 2021. Mal sehen, was draus wird.

Felsen, Felsen und Felsen

Felsen, Felsen und Felsen

Wie bereits erwähnt: Den Kammweg des Ith in einem langatmigen Text zu beschreiben ist möglich, aber sinnlos. Auf der gesamten Länge bietet er alles, was ein Wanderweg haben muss, soll und kann. Über Stock und Stein geht es durch eine sagenhafte Felslandschaft, zur rechten Zeit durch ein Blütenmeer und eine Waldgemeinschaft, die weithin ihresgleichen sucht. Da ist für jeden was dabei und jede Etappe ist doch durch die ständig wechselnde Umgebung einmalig. Etliche Kilometer geht es also auf dem fantastischen Kammweg des Ith, der sich je nach Jahreszeit als “blütenreich-sonniger Märchenberg” oder als “Kühlschrank mit Turbogebläse” präsentiert. An einem Wanderpfahl ist schließlich Schluss und der Abstieg nach Hakenrode erfolgt. Der ist an dieser Stelle, anders als bei Ockensen, recht gemächlich. Auf dem freundlichen Pfad erreichen wir den Waldrand des Ith, von dem aus sich noch einmal ein toller Blick in die Umgebung ergibt. Der Ith selbst, der Weiler Hakenrode, der Thüster Berg und die Landschaft zwischen den Bergen, das hat schon was. Entlang einer Baumreihe geht es dann die letzten Meter zum Ausgangspunkt zurück.

 

Am Ende eines Tages...

Mal sehen, wie lange es dauert, bis wir die letzte, kleinere Etappe am Ith schaffen. Wahrscheinlich wird es (wieder mal) das frühe Frühjahr werden, wenn die teils kaum erkennbaren Wege im südöstlichsten Teil des Höhenzuges noch halbwegs auszumachen sind. Der Karstwanderweg im Südharz, die Offenlandschaft des Nordharzes bei Blankenburg und der Ith – das sind die Sehnsuchtswanderungen, die wir immer gerne wiederholen und wiederholen. Hier begann unsere Wanderei durch unsere kleine, aber feine Welt. Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah oder auch Der Weg ist das Ziel. Allseits einen Fußbreit festen Boden unter den Füßen.

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