Ein kleiner Beitrag zu einer sehr kurzen Wanderung, die aber alles andere als langweilig war. Erstmal gleich vorab: Wir, die wir glaub(t)en, den Harz ganz gut, eigentlich sehr gut zu kennen, waren bis vor kurzem nie in Bad Sachsa. Wir waren wirklich erstaunt, als wir während einer Erkundungsfahrt im Südharz hier ausstiegen und einen kurzen Gang durch den Ort machten. Bad Sachsa bestätigt unsere bisherige Einschätzung, dass es im und am Harz nur hübsche und schöne Orte gibt. Eine kurze Wanderung zum Ravensberg war schon vorher geplant und wurde dann im September 2021 durchgeführt. Was man aus dem Ort noch nicht so gut sehen konnte, war, wie sehr der Wald um den Ort im Wandel befindlich ist beziehungsweise stirbt. Was letztendlich geschehen wird, ein Wandel oder der Tod unserer Wälder, wie wir sie kennen, wird die Zeit zeigen. Wir starteten am Minigolfplatz, wo man am Straßenrand gut parken kann. Andere Parkplätze stehen aber auch noch auf dem Weg zum Ravensberg zur Verfügung. Zuerst marschieren wir in Richtung des Kurparks und gelangen zum Schmelzteich. Dieser kleine Teich wurde bereits im 16. Jahrhundert erwähnt, ist eine der ältesten Talsperren im Harz und wurde wohl zur Versorgung einer Erzschmelze angelegt. Schön hier. Über den Teich haben wir einen Blick in einen mondän anmutenden Teil von Bad Sachsa, bevor wir unsere Schritte in den Wald wenden. Mehrere Wege führen in die grobe Richtung des Harzfalkenhofes, wir können uns nach Lust und Laune einen aussuchen. Hier war der Wald noch in einem recht freundlichen Zustand und so ging es für uns beschwingt los.

Blick zum Brocken

Blick zum Brocken

Der Harzfalkenhof soll einer der schönsten Höfe dieser Art in Deutschland sein und hat einen Bestand von ungefähr 80 Vögeln, darunter  Schneegeier, Uhus, Wanderfalken und Weißkopfseeadler. Unterhalb des Falkenhofes liegt mit dem 1910 eingerichteten Märchengrund einer der ältesten Märchenparks Deutschlands. Wir bleiben heute zu Fuß in der Realität und die hat Licht- und auch Schattenseiten. Wir gelangen auf die Rodelbahn, einen langen und gewundenen Weg, der uns bis unterhalb des Ravensberges bringt. Hier erleben wir alles, was der sich wandelnde oder sterbende Wald zu bieten hat. Kahle Flächen, geharvesterte Wege, aber auch nachwachsende Bestände und übrig gebliebene Schnuffelpfade. Spannend ist dieser Weg auf jeden Fall und wir bekommen einen tiefen Einblick in die momentanen Vorgänge im Wald. Dem einen mag es das Herz zerreißen, die andere freut sich darüber, dass der Wald, wenn er diese Chance denn erhält, wieder natürlicher entwickeln kann. Parallel zur Ravensberger Straße erreichen wir schließlich Guntrams Wiese und den angeschlossenen Parkplatz. Auf der anderen Seite der Straße geht es weiter zum Dreiherrenstein, der bis 1866 die Grenzen zwischen den Königreichen Preußen und Hannover und dem Herzogtum Braunschweig markierte. Nicht weit von hier befindet sich die Quelle der Uffe, die später auch als Sachsengraben bekannt ist und der wir auf der achten Runde des Karstwanderweges begegnet sind. Danach geht es auf dem aussichtsreichen Eselsweg hinauf zum Gipfel des Ravensberges. Weit kann man in den zentralen Westharz schauen und weiter oben darf man auch die Kuppe des Brocken erblicken, der sich von hier aus betrachtet, nicht allzu sehr vom Rest des Gebirges abhebt.

Um die Ecke herum haben wir dann einen Ausblick zum Südharzrand und darüber hinaus. Auf dem 659 über Normalhöhennull gelegenen Gipfel gibt es weitere Aussichtspunkte, eine Gastronomie und den 64 Meter hohen Fernmeldeturm, der in der Zeit des Kalten Krieges als Aufklärungsturm diente. Der Ravensberg selbst ist ein erloschener Vulkan aus dem Perm. Hier oben kann man sich erst einmal ausgiebig umschauen, einkehren oder sonst etwas treiben, bevor man sich an den Abstieg vom Berg in Richtung Bad Sachsa aufmacht. Der erfolgt dann erst einmal auf dem altbekannten Eselsweg. Vorbei am Eichsfeldblick gelangen wir zu Fritzens Ruhe und zur Wilhelmshöhe, wo Bank oder Rastplatz zum Verweilen einladen. Hier ist der Wald wieder deutlich im Wandel und über die kahlen Flächen an der Käthe-Schulken-Hütte haben wir einen Ausblick bis nach Bad Sachsa. Auch wenn es auf den ersten Blick unschön wirkt, so muss ich sagen, dass ich es genieße, im Harz nicht immer nur durch Fichtenwälder zu laufen, so wie es früher oft war. Man hat jetzt an vielen Orten weite Aussichten und darf oder muss den Wandel des Waldes, den wohl auch wir mitverschuldet haben, miterleben. Hier kann man live erleben, was passiert, wenn eine Spezies glaubt, sie wäre die Corona der Schöpfung und könne alles und jeden kontrollieren. Hier kann man Demut lernen vor den immer noch rätselhaften und nicht beherrschbaren Vorgängen in der Natur und hier kann man erkennen, dass es langsam höchste Zeit wird, dass wir uns alle wirklich vernünftig und verantwortungsvoll benehmen.

Felsen im Kuckanstal

Felsen im Kuckanstal

Auf dem Ede-Baller-Weg, dessen Namensgeber wohl ein Sprengmeister war, der in den 1950er Jahren am Bau des Skizentrums beteiligt war, geht es zum Fuchsbau. Hier haben Trockenheit, Käfer und weitere Einflüsse katastrophal wirkende Schäden angerichtet. Große Flächen sind kahlgeschlagen und stehen zum Abtransport bereit. Der Baller-Weg ist nicht so der Knallerweg, aber er führt uns an der Finkenschlaghütte vorbei zum Jägerfleck. Über den Phillipsweg kann man noch einen kleinen Abstecher zum Phillipsgruß machen. Hier wartet eine kleine Schutz-Aussichtshütte, von der man einen Blick bis zum Kyffhäuser haben soll. Der schöne Jägerstieg führt uns dann in Serpentinen zur Kantorwiese im Kuckanstal. Am Ende der Wiese lohnt die Ostra-Eiche einen kleinen Abstecher. Ein paar Meter gehen wir im Tal, dann erreichen wir die Felsen im Kuckanstal, die durch Vulkanismus entstanden sind. An der Kantorhütte wird es ein wenig wildromantisch. Eine Hexe fliegt über den Bach, eine kleine Brücke führt uns über den Bach auf den Teufelsstieg, der uns den recht bequemen Aufstieg zu den Felsen ermöglicht. Der Teufelsstieg ist nur kurz, führt uns aber famos oberhalb der Felsen entlang zu einer Aussicht in das tief unter uns liegende Tal. An der Kanzel kann man noch eine Pause einlegen, bevor man sich an den Abstieg gen Bad Sachsa macht. Auf der Katzentalstraße erreichen wir unseren Ausgangspunkt, wobei sich wegen der Kürze der Tour bei Bedarf noch ein Abstecher in den Ort anbietet.

Am Ende eines Tages...

Kein tolles Wetter, viel toter Wald – trotzdem oder vielleicht gerade deswegen war dieser Weg wanderbar. Bad Sachsa ist wirklich schön und bietet etliches für verschiedene Geschmäcker und Absichten. Die Wege sind (noch) wanderbar und den Wandel des Waldes sollte man miterlebt haben. Vielen blutet bestimmt das Herz bei diesem Anblick, aber man sollte vielleicht mehr in Lösungen denken, nicht in Problemen. Im Schlechten verbirgt sich auch immer das Gute.

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