Wunderbarer Pausenplatz

Wunderbarer Pausenplatz

Gefühlt seit zehn Jahren lag mir meine Beste in den Ohren mit dem Elfenstein. Da mir die Gegend rundherum und die damit verbundenen Zu- und Abwege oder auch “Füllstrecken” zu der Felsformation nicht recht munden wollten, wehrte ich mich lange erfolgreich. Es kam, wie es fast immer kommt. Ich durfte einen Kniefall machen und wurde wieder einmal eines Besseren belehrt. Goslar, Oker, Blankenburg, Wernigerode – etliche Orte am nördlichen Harzrand haben auch abseits der üblich verdächtigen Wanderwege einiges zu bieten. Bad Harzburg reiht sich da schon in die Riege ein, wenn man zum Beispiel den Burgberg, den Butterberg, den Langenberg oder eben auch die heute begangene Gegend betrachtet. Rund um Ortschaften, nicht nur am nördlichen Harzrand, findet man häufig solch erhaltene Landschaften, die den Bewohnern als Naherholungsgebiet dienen und für deren Erhalt diese auch gerne mal auf die Barrikaden gehen. Heute ist es der Stadtstieg, der Bad Harzburg mit Göttingerode verbindet und der durch eine schöne Landschaft führt, die auf der Karte nicht besonders wanderbar aussieht, aber links und rechts des freundlichen Weges eine ganze Menge Erlebnisse bietet. Wir starten von dem recht ruhigen Parkplatz am Ende der kleinen Seitenstraße “Am Silberborn”. Man kann die Straße gleich wieder hinab gehen oder wie wir, den kleinen, parallel laufenden Waldweg nehmen. Der führt durch netten Laubmischwald und am Ende geht es hinunter zur Straße “Am Elfenstein”. Dann steigen wir schon links in den Stadtstieg ein und verlassen Bad Harzburg für den Rest der Tour. Über den Stadtstieg, wie er entstand und wozu die umliegenden Wiesen und Weiden einst dienten, fand ich keine Infos im Netz. Man kann aber aufgrund der immer noch existierenden Landschaftsmerkmale, wie alte Bäume, Wiesen und Weiden von einer Nutzung als viehwirtschaftliche Nutzfläche ausgehen.

Die heutige Siedlung Göttingerode wird wohl nicht das Ziel des Stadtstieges gewesen sein, weil dieser weiterführt und diese Siedlung erst in den 1930er Jahren im Zusammenhang mit der Grube Hansa entstand. Sei’s drum, der Weg ist, gerade an einem herrlich sonnigen und sogar warmen Wintertag, ein wahres Schmankerl. Die Nähe zur stark menschlich genutzten Umgegend kann man zeitweilig vergessen, wenn nicht gerade der Golfplatz gut besucht ist. Etliche Baumveteranen, Sträucher und Hecken stehen beidseits des Weges und auch der Golfplatz macht in dieser Jahreszeit den Eindruck eines hübschen Parks. Linker Hand hat man herrliche Aussichten über die Offenflächen zum Harzrand. Nach Überqueren des Gläseckentalbaches und des Schlackentalbaches, denen wir später im Wald noch einmal begegnen, erreichen wir die (ehemalige) Försterei am Stadtstieg am Fuß des Goldberges. In der Gegend könnten bald neue Apartment-Ferienhäuser entstehen, glücklicherweise nicht heute. Entlang einer Wiese geht es am Berg hinauf zum Café Goldberg, das auf jeden Fall mit einem aussichtsreichen und schönen Außenbereich punkten kann. Eine Schaukel-Liegebank lädt zum Verweilen ohne Einkehr ein. Am Café steht auch eine der etwas in die Jahre gekommenen Spendenboxen des Harzklubs. Finde ich eine gute Idee, die ruhig mal wieder etwas mehr belebt werden könnte. Der Harz gehört wohl auch durch den Support des Klubs zu den am besten ausmarkierten Gegenden der Republik. Wir als Individualwanderer unterstützen den Harzklub da immer sehr gerne und wann ist man schon spendabler als während einer schönen Wanderung?

Blick zum NSG Östlicher Langenberg

Blick zum NSG Östlicher Langenberg

Hinter dem Café Goldberg geht es auf den 48-Pfennig-Weg, der uns über das Schlackenbachtal ins Gläseckental führt. Ein insgesamt sehr netter Weg mit ungewöhnlichem Namen, der auf schmalen und weniger schmalen Abschnitten durch freundlichen Laub- und Nadelmischwald führt. Im kleinen Gläseckental geht es hinauf, nach Überqueren des Goldbaches dann durch den sich wandelnden Wald zum Börnerbach. Auch hier bei Harzburg ist einiges los im (Klima-)Wandelwald. Für uns Wanderer doppelt bitter, weil wir nah am Geschehen sind und die Waldwirtschaft mit Terminatoren durch das massive Absterben ganzer Forstareale noch befeuert wird. Da man in Lösungen denken sollte und nicht in Problemen, bietet der sich wandelnde Wald aber auch die Chance, vielleicht etwas für lange Zeit einmaliges erleben zu dürfen. Na ja, mal schau’n, gell? Hinter dem Börnerbach müssen wir unsere Passage zum Elfensteinstieg finden. Die von mir im Track eingezeichnete Route dorthin war, wie man am Foto erkennen kann, ziemlich geharvestert und mit grob geschnetzelten Baumresten bedeckt, bot dafür aber auch eine Aussicht ins Harzvorland bzw. Ostbraunschweigische Hügelland. Man kann alternativ noch ein wenig weiter hinauf gehen und dann dem Quarzbruchweg oder der Kästestraße zum Elfensteinstieg folgen. Egal wie, es geht letztendlich auf einem ganz netten Weg zum Elfenstein, auf den letzten hundert Metern auch wieder durch Laubwald. Der Elfenstein selbst ist eine für Harzer Verhältnisse recht kleine Granitfelsformation, von der aus man eine schöne Aussicht in das nördliche Harzvorland hat. Hier vollzogen wohl schon die Germanen kultische Handlungen und die mittelalterlichen Vorfahren sahen den Felsen als Wohnstätte verschiedener Lichtgestalten. Der Wald am Elfenstein ist ebenfalls ziemlich ausgedünnt worden in letzter Zeit, so dass sich weitere Ausblicke in Richtung Bad Harzburg auf dem Abstieg ergeben. Vorbei am Harzburger Fenster geht es auf einem schönen Pfad die letzten paar hundert Meter hinab zu unserem Ausgangspunkt am Parkplatz “Silberborn”.

Am Ende eines Tages...

Eine recht kurze Tour, die sich für die Liebhaber schmaler Wege kaum sinnvoll verlängern lässt. Bei Bad Harzburg ist es schon ein wenig schwieriger, solche Touren zu finden und auch heute mussten wir einige breite oder auf andere Art “unschöne” Wege in Kauf nehmen. Letzten Endes zählt für uns aber auch das Gesamterlebnis und das war durch den Stadtstieg, einige schmale Pfade durch schönen Wald und den Elfenstein durchaus sehr positiv. Ohne große Erwartungen wandern zu gehen ist sowieso eine ziemlich gute Idee. Bad Harzburg hat im nahen Umfeld mit den Gegenden am Langenberg, am Butterberg und am Burgberg  aber trotzdem einiges abseits der großen Touren und Namen zu bieten und bestimmt auch noch einiges, dass wir erst später oder auch nie erkunden werden. Auch diese eine Welt, unsere momentan einzige, ist viel zu groß, als dass man auch nur einen Bruchteil davon näher kennenlernen könnte. Darum wird es für uns wohl auch niemals nötig werden, unser Land zu verlassen, um an anderen Enden der Welt wandern zu gehen. Der etwas angestaubte Begriff der Heimat hat für uns in den letzten Jahrzehnten eine tiefere Bedeutung bekommen, wenngleich letztendlich immer noch das gilt, was Metallica so schön formuliert haben:

Rover, wanderer
Nomad, vagabond
Call me what you will
But I’ll take my time anywhere
Free to speak my mind anywhere
And I’ll redefine anywhere
Anywhere I may roam
Where I lay my head is home, yeah
And the earth becomes my throne
I adapt to the unknown
Under wandering stars I’ve grown
By myself but not alone
I ask no one…

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