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Aussicht vom Steinbruch am Ith

Aussicht vom Steinbruch am Ith

Da wir dieses Jahr und vielleicht noch bis ins nächste Jahr hinein unsere 5 Rundwanderetappen am und im Ith wiederholen möchten, wollen und müssen, habe ich mir gedacht, dass ich für Interessierte eine kurze Einführung schreibe, die unser “Verhältnis” zum sagenumwobenen Höhenzug darstellt und unsere Sicht auf die Wanderbarkeit auch abseits des überregional bekannten Höhenweges. Nur ein paar Gedanken zum Ith. Denn dieses Wanderparadies hat in vielerlei Hinsicht auch durchaus seine Tücken. Dazu später mehr. Etwas provokativ mag es wirken, aber eigentlich habe ich nur ein wenig augenzwinkernd einen Bezug zum momentanen Werbespruch des NDR genommen, als ich den Ith als den Besten im Norden bezeichnet habe. Für uns ist er es, wenngleich ich das Wort “beste” eher kritisch sehe. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und etwas in irgendwelche Kategorien oder in Schubladen zu stecken ist meistens keine gute Idee. Ich werde nicht müde, mich daran zu erinnern und es zu erwähnen: Der Ith war für uns die Initialzündung zum Wandern. Bei übelstem Wetter mit Nebel, Kälte, Wind und Nieselregen erklommen wir den “Kühlschrank mit Turbogebläse” (Zitat Vesterling) und waren von da an Gefangene unserer Füße und all unserer Sinne. Immer wieder zog es uns, zieht es uns hierher an den “Geburtsort” unserer Passion, unserer großen Leidenschaft und auch unseres größten partnerschaftlichen Zusammenhalts. Denn nichts verbindet zwei im Grunde genommen einsam durchs Leben wandernde Seelen wie uns so sehr wie das gemeinsame Erkunden unserer Heimat mit all ihren Facetten.

Warum ist der Ith für uns der “Beste”? Auf dem Satellitenbild kann man schon einen Grund dafür erkennen. Der Ith, ebenso wie benachbarte Höhenzüge, wie der Külf, die Sieben Berge, der Sackwald oder die “Höhenzug-Perlenkette” zwischen Thüster Berg und Selter, weisen einen sehr hohen Laubwald-Anteil auf. Im Gegensatz dazu stehen Züge wie zum Beispiel der Hildesheimer Wald, Osterwald, Hils oder der Solling, die wie Flickenteppiche aussehen oder etwas noch schlimmeres. Diese nahezu reinen Laubwälder bzw. Buchenmischwälder findet man in ganz Deutschland gar nicht einmal so häufig, wie man meinen sollte. Nicht umsonst wurden Gebiete wie die Nationalparks Kellerwald-Edersee und Hainich von der UNESCO unter Schutz gestellt. Natürlich ist der Wald des Ith eher “nur” als naturnah einzustufen und wird in absehbarer Zeit, auch wegen des Wirtschaftens, des Wühlens und Wütens des Menschen, nicht zu einem Urwald werden. Aber in unseren Breiten ist diese Gegend schon ziemlich einzigartig. So, jetzt aber Butter bei die Fische oder Nägel mit Köpfen machen. Der Ith, oder auch Itt, wie wir ihn in unserem eigenen Slang nennen, hat neben seinen naturnahen Wäldern mit beeindruckenden Einzelexemplaren und Veteranen, noch einiges zu bieten, um sich den Titel in der Überschrift zu verdienen. Der Kammweg/Höhenweg ist einfach der Hammer. Mal superkurz beschrieben, weil man es erlebt haben muss: Er ist schmal, gewunden nach links, rechts, oben und unten, weich, hart, stockelig, steinig, mit Aussichten und hunderten teils skurril geformten Felsen, Klippen und Felswänden. Hier herrscht in einigen Bereichen abseits des Höhenweges nahezu ganzjährig “Betreten verboten” für alle Besucher.

Blick vom Ithturm nach Süden

Blick vom Ithturm nach Süden

Flora und Fauna haben etliches zu bieten. Berühmt ist der Ith für den Frühling, wenn Bärlauch, Lerchensporn, Buschwindröschen, Gelbes Windröschen und viele andere mehr teils flächendeckend den Kamm und die Hänge überziehen. Später gibt es zum Beispiel Orchideen, Silberblätter, Blaugras, Fetthennen und den Hirschzungenfarn. Moose und Flechten gibt es natürlich so gut wie immer zu bestaunen. Uhu, Wanderfalke und Schwarzstorch werden häufig genannt, aber selbstverständlich gibt es zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten, die den entsprechend Interessierten begeistern werden und den Ith nicht nur im Frühling wanderbar machen. Am südlichen Ende des Ith kann man auf den wunderschönen Ithwiesen den Segelfliegern zusehen oder die wahrlich herrliche Aussicht genießen. Zahlreiche Sagen, Geschichten und Legenden ranken sich um den Höhenzug, der bestimmt auch unseren Vorfahren schon als Wohn- und/oder Kultstätte gedient hat. Mehr dazu zum Beispiel hier: Ith-Sagen.de. Abseits des Höhenweges bieten der Ith und sein Umfeld vieles, das man auf den von uns getrackten Wegen oder durch einen Ausflug kennenlernen darf. Die Wasserburg in Coppenbrügge, die Mosterei und der Wasserbaum in Ockensen, das idyllisch gelegene Hakenrode, das Naturschutzgebiet Sollberg, die Duinger Seenplatte, um nur mal einige zu nennen. Das alles und noch viel mehr machen den Ith vielleicht nicht für alle zum Besten im Norden, für uns eigentlich schon, wobei die Nostalgie natürlich auch eine Rolle spielt.

Die Entdeckung des Naturschutzes

Ernst Rudorff, Komponist und Musikpädagoge in Berlin, über dessen weitere Gesinnungen man denken kann, was man will, verbrachte etliche Zeiten seines Lebens auf der Knabenburg in Lauenstein, dem Sommersitz seiner Familie. Hier engagierte er sich im Sinne des Heimat- und Naturschutzes. Sein Beitrag zum Erhalt einer alten Eichenallee in Lauenstein im Jahr 1886, wird zu den frühesten zivilen Naturschutzaktionen gezählt. Er kaufte das Areal der abgegangenen Burg Lauenstein und engagierte sich im Ort und der Umgebung für den Erhalt von Landschaften und Landschaftsbestandteilen. Dieses Engagement zeigt seine Wirkung noch heute und man findet Zeichen davon zum Beispiel auf unserer ersten Rundwanderetappe am Ith. 1904 gründete er in Dresden den “Deutschen Bund Heimatschutz”, der heute noch als “Bund Heimat und Umwelt in Deutschland” weiterlebt. Bereits 1905 setzte er sich für eine Unterschutzstellung des nördlichen Ith ein, die aber fehlschlug. Seine Tochter Elisabeth setzte seine Arbeit fort und stellte seit den 1920er Jahren mehrere Anträge, die so erfolglos blieben wie die ihres Vaters. In den 1970ern sprach sich die Niedersächsische Landesregierung ergebnislos für den Schutz des Höhenzuges aus, in den 1980ern plante die Bezirksregierung Hannover eine Unterschutzstellung, gab nach 20 Jahren erfolglosen Verhandlungen mit den wirtschaftlichen Nutzern ebenfalls auf. Fast schon Ironie des Schicksals also, dass dieser herrliche Höhenzug, der gleichzeitig als eine der Geburtsstätten des Naturschutzes angesehen werden kann, erst im Jahr 2008, nach über hundert Jahren Bestrebungen, dann aber glücklicherweise komplett, unter den lang ersehnten und notwendigen Naturschutz gestellt werden konnte.

Der Kamm- und Höhenweg des Ith ist ungefähr 28 Kilometer lang und wir betrachteten es immer schon als eine unserer “Heiligen Pflichten”, irgendwann den ganzen Weg in Etappen zu wandern. Ohne Auto erwies sich das aber als nahezu unmöglich, da sich der ÖPNV am Ith in engen Grenzen bewegt. Mit (einem) Auto sieht es allerdings nicht viel besser aus und so dauerte es geschlagene 15 Jahre, bis wir auf die “glorreiche” Idee kamen, es doch mal mit Rundwanderungen zu versuchen. Manchmal ziehen sich Denkblockaden durch das ganze Leben. Gesagt, getan, begeistert. Entgegen der Erwartungen fanden wir geeignete Zu- und Abwege und auch Wege außerhalb des Höhenzuges, die geeignet erschienen und teils wunderschöne Landschaften eröffneten. Natürlich kann jeder die fünf Etappen zu dreien verkürzen oder zu sieben verlängern, natürlich kann man sich andere Wege zum und vom Kammweg suchen, aber es sollte schwierig sein, allzu viele schönere Wege als die nicht nur von uns gewählten zu finden. Von der Westseite des Höhenzuges gibt es nur sehr wenige Möglichkeiten, denn hier fehlen wanderbare Waldrandwege und die Landschaft ist nicht ganz so angenehm strukturiert wie die auf der Ostseite. Natürlich gibt es auf der Ostseite auch noch zahllose andere Wege zum Kamm und zurück, meistens handelt es sich wohl aber um breite und sich langsam am Hang hinaufarbeitende Wege, die nicht gerade für Begeisterung sorgen beim “Genusswanderer”. Einen solchen haben wir zum Beispiel auf der ersten Etappe von Lauenstein auf den Kamm. Unvermeidbar, kein Weltuntergang, aber ein deutlicher Break, wenn man bedenkt, was man vorher hatte und hinterher bekommt.

Aussicht zum prächtigen KKW Grohnde

Aussicht zum prächtigen KKW Grohnde

Da empfinde ich die kurzen und knackigen Pfade, die von den wunderbaren Startpunkten Ockensen und Hakenrode ausgehen, als sehr angenehm. Beide Wege sind steil und überwinden mehr als hundert Höhenmeter auf etwa einem Kilometer Strecke, sind aber schmal, freundlich und man kann sich eine Pause mehr gönnen, da sie auch sehr kurz sind. Ein paar Tipps zum Schluss: Man braucht Zeit, Kondition und Trittsicherheit. Wenn man seinen Weg am PC oder Smarty mit dem Routenplaner plant, wird der vielleicht 15 Kilometer ausspucken. Da zum Beispiel der Kammweg des Ith aber sehr selten gerade ist, kann das täuschen. Ebenso kann man hier nicht rennen. Es geht teilweise so sehr über Stein und Stock und Stein, dass sich hier glücklicherweise (sorry, Leute) keine Mountainbiker tummeln. Oft liegen Bäume über dem Weg, die umgangen werden müssen und an einigen Stellen muss man sogar ganz auf einen Weg verzichten und zum Beispiel einen knappen Meter Felsen überwinden. Für Schwindlige ist der Weg trotzdem geeignet, da man an keiner Stelle an den Rand der Felsen gehen muss, nur kann, wobei der Naturschutz zu berücksichtigen ist. Ein weiteres Kuriosum ist das weitestgehende Fehlen von Bänken. Wenn ich mich nicht täusche, gibt es lediglich an zwei oder drei Stellen auf 28 Kilometern eine oder mehrere Bänke. Umgestürzte Bäume in angenehmer Sitzhöhe oder entsprechende Felsen gibt es natürlich genügend. Gewarnt sei auch vor verkrauteten oder nicht mehr leicht erkennbaren Wegen. Das werde ich in den Etappenbeschreibungen erwähnen und jeder muss selbst wissen, ob er sich das “antun” will oder nicht. Langer Rede kurzer Unsinn: Viel Spaß beim Wandern im und am Ith, einem der faszinierendsten Höhenzüge unserer Heimat…