Ein Jahr (und mehr) hinke ich bereits hinterher mit der Erstellung von Beiträgen. Das ist nicht mehr einzuholen, darum mache ich mal mit etwas aktuellerem weiter. In den 2010ern fand ich im Netz “zufällig” eine selbst gezeichnete Wanderkarte der damaligen Gemeinde Katharinenberg. Viele schöne Rastplätze und die “Schrannen” zwischen Faulungen und dem Kloster Zella sahen interessant aus und so plante ich eine Wanderung. 2013 schafften wir es schließlich und waren begeistert. Die Landschaft war berauschend, der Ort Faulungen und das Kloster Zella schön und interessant und wir hatten zwei Erstsichtungen. Einmal eine Art der Gattung Wintergrün und den Blattlosen Widerbart, eine sehr seltene Orchidee in unseren Breiten. Diese Wanderung war so schön, dass sie mir zehn Jahre immer wieder in den Sinn kam und zum “Goldstandard” wurde. Da der Widerbart nur alle paar Jahre blüht, nahmen wir uns vor, die Tour alle paar Jahre zu wiederholen – und taten es nicht. Es dauerte fast 11 Jahre, bis wir jetzt vor ein paar Wochen wieder nach Faulungen fuhren. Im Nachhinein bemerkte ich, dass wir zu früh für den Widerbart waren, dass wir eventuell den falschen Weg nahmen oder sich der Wald durch die Jahre und den Wandel des Klimas verändert hat. Es war teils traurig, die Veränderungen anzusehen, aber auf dieser Wanderung zu jammern ist Jammern auf allerhöchstem Niveau. Das Eichsfeld ist wanderbar, Faulungen ist schön, das Kloster Zella wunderschön und die Erlebnisse im Naturschutzgebiet Klosterschranne-Faulunger Stein sind gewaltig.

Innenhof des Kloster Zella

Innenhof des Kloster Zella

Wir starteten am Friedhof in Faulungen. Wer lieber abgeschiedener parken möchte, kann die hervorragend am Kloster Zella tun. Dann würde ich aber dazu raten, die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn zu machen. Am Beginn durchqueren wir einen Teil Faulungens, das sich als schönes Eichsfelddorf präsentiert. An etlichen Stellen erkennt man die tiefe Verbundenheit mit dem Eichsfeld und die hier noch lebendige Religiosität. An der Dorfkirche St. Martin geht es in die Bergstraße, die uns in die Wiesen westlich des Ortes führt. Der Weg bis zum Rastplatz am Schildchen ist ein schöner Weg durch die Offenlandschaft. Vor uns in der Ferne liegt das übrigens ebenfalls sehr schöne Lengenfeld unterm Stein. Der weitere Weg zum Kloster Zella ist durch Waldgebiete in der Nähe des Baches Frieda geprägt. Der Weg ist ok und die Wälder sind nett. An der Landstraße finden wir einen Rastplatz, dann geht es die letzten Meter zum Kloster. Am Wegesrand ein alter Waldfriedhof und der Friedhof des Klosters. Früher konnte man durch die Hintertür in das Areal, jetzt müssen wir erst einmal außen herum und wieder zurück. Das im 12. Jahrhundert gegründete Kloster Zella ist seit 1948 evangelisches Alten- und Pflegeheim. Ein tolles Gelände mit burgähnlichem Charakter und wundervollen Stein- und Fachwerkbauten, weitestgehend wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet. Die Bewohner freuen sich bestimmt auch über ein Pläuschchen im Freien. Vor dem Klosterbereich erwartet uns die kleine Frieda-Quelle und eine Wiese mit Schutzhütte und Grillplatz. Wir überqueren eine Brücke, unter des weder 2013 noch 2024 Wasser floss. Kurioserweise floss ein Stück weiter etwas Wasser, das nach wenigen Metern wieder versickerte. So etwas kennen wir eigentlich nur aus der Karstlandschaft im Südharz. Wie die Mama sagte: “Du kannst alles essen, aber nicht alles wissen.”

Nach Überqueren der Straße betreten wir (erneut) das Naturschutzgebiet “Klosterschranne-Faulunger Stein”, das wir eigentlich auch nicht mehr verlassen. Die Wälder, in denen wir vor 11 Jahren Wintergrün, Buchenspargel und den Blattlosen Widerbart fanden, haben sich krass verändert. Der einst wunderbare Wald ist trocken, ausgedünnt und teils von Harvesterspuren durchzogen. Keine Heimat mehr für seltene Orchideen. Besserung kommt in Sicht, sobald wir die Klosterschranne erreichen. Hier waren die Buchen am Steilhang auch schon vor 11 Jahren angeschlagen, jetzt sind etliche weg und eröffnen einen weiteren Ausblick in das Tal der Frieda, ins schöne Eichsfeld. Die Klosterschranne ist ebenso wie die anderen, ein Felsabsturz des Muschelkalkes, der hier knapp über dem Röt liegt, das wasserundurchlässig ist. Dadurch wird der Muschelkalk “schlüpfrig” und neigt zum Abrutschen. Woher der Begriff “Schranne” in Bezug auf diese geologischen Besonderheiten stammt, kann ich nicht sagen. Vielleicht stammt es vom Wort Schramme, was ja durchaus Sinn ergäbe. Egal, wieso, weshalb oder warum – es ist schön hier. An dieser Stelle möchte ich auch gleich darauf hinweisen, dass sich wohl etliche ortsansässige Natur- und Wanderfreunde trotz der massiven Veränderungen in der Natur bemühen, die Wege und die schönen Plätze zu hegen und zu pflegen. Für dieses tolle Engagement herzlichen Dank! Mir wäre es auch recht, wenn man mal ein paar Milliarden für das Wandern hierzulande übrig hätte und nicht nur für Radwege in Bolivien und ähnlichen Unsinn. Na ja. An der Schranne stehen auch noch einige arme Eiben. Im Naturschutzgebiet soll es an die 1.000 Exemplare geben bzw. gegeben haben. Denn auch dieser eher dunkle Wälder bevorzugende Baum leidet stark unter der Ausdünnung.

Am Faulunger Stein

Am Faulunger Stein

Von der Klosterschranne geht es ein Stück zurück und dann durch Wald hinab. Kaum unten, geht es wieder hinauf auf den Stein. Der Weg prüft ein wenig die Kondition, zur Belohnung erreichen wir eine schöne und zur rechten Zeit bunte Offenlandschaft auf dem Stein. Kaum im Wald, sind wir auch schon an der Faulunger Schranne, vielleicht dem Highlight des Tages, angekommen. Einige Thüringer Hütten und etliche Bänke laden zum Verweilen ein an dieser schönen Stelle. Dazu gibt es wieder eine herrliche Panorama-Aussicht ins Friedatal. Bevor ich es vergesse, möchte ich noch auf die Bestände der Türkenbundlilie hinweisen, die vielleicht nicht so zahlreich wie am Ohmberg vorhanden sind, aber in mehr als ausreichender Menge. Das Ochsenauge soll an der Schranne leben, konnte von uns aber leider nicht entdeckt werden. Nach dem Genuss des Hierseins wenden wir uns dem Rest des Tagespensums an Wegen und Erlebnissen zu. Der Weg wird zum Pfad und dieser bleibt jetzt eine ganze Weile herrlich. Wir haben uns kaum von der Faulunger Schranne “erholt”, da gelangen wir zum Faulunger Stein mit schöner Aussicht und Rastplatz und einem Hang mit der Astlosen Graslilie. Was will man denn noch mehr? Wie wäre es, wenn man ein paar hundert Meter weiter auch noch die Faulunger Kluft erreicht? Was es dort gibt? Dreimal dürft ihr raten. Aussicht und Rastplatz und sogar eine Liegebank. Wer jetzt nicht beschließt, hier für immer zu bleiben, der darf das letzte Stück Weg hinter sich bringen. Ein kurzer Abstecher zur Mariengrotte lohnt sich auf alle Fälle, bevor man den Ausgangspunkt am Friedhof Faulungen erreicht.

Am Ende eines Tages...

Schade, dass gerade Faulungen den Text-Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer fällt, die ich vornehme, um wieder mehr Beiträge einstellen zu können. Trotz aller Probleme, die die “moderne” Forstwirtschaft mit ihren Wald-Terminatoren und der Wandel des Klimas mitbringen, hat diese Tour ihren Reiz nicht eingebüßt. Erklären kann und will ich das nicht, damit alle Wanderer hierherkommen und es selbst erleben. Der “Krautesommer” ist definitiv nicht die beste Zeit, darum vielleicht lieber den Frühling oder Herbst nutzen. Vieles ist schwieriger geworden, auch im Eichsfeld, aber trotzdem ist und bleibt dies eine der interessantesten Wandergegenden in Deutschland.

Letzte Beiträge aus dem Landkreis