
An der Bergmühle
Da am vierten Urlaubstag das Wetter in der Rhön recht ungemütlich war, zog es uns hinaus nach Unterfranken zur Burgruine Homburg. Die war in einem Werbeprospekt angepriesen worden. Dazu Weinberge und fast den ganzen Tag in einem großen Naturschutzgebiet – check! Direkt am nicht unbedingt einladenden Großparkplatz, der aber zumindest fast leer war, erwarten uns aber schon die ersten spannenden Dinge. Infotafeln geben Auskunft über die Strecke 46, die Deutschlands längste historische Autobahnruine ist. Sie wurde 1937 begonnen und 1939 beendet, wobei viele Relikte des Autobahnbaus bis heute existieren. Eine Mountainbike-Strecke führt von der Ruine Homburg bis nach Eckarts und Führungen zu den Relikten der Autobahn werden angeboten. Am Hang in Richtung der Burgruine Homburg, die wir von hier noch nicht einsehen können, wuchsen bei unserem Besuch jede Menge interessante Pflanzen. Durch mangelhafte Fotos und die vergangene Zeit kann ich darüber leider nichts mehr berichten. Das Ausflugslokal und Weinschenke Schoppenfranz war geschlossen, soll aber nach einer Sanierung bald wieder eröffnen. Na ja, immerhin war auch deshalb nicht viel los hier und wir konnten weitestgehend allein durch die Natur streifen. Los geht es also gleich in die Weinberge unterhalb der Burgruine, die auch im Naturschutzgebiet Ruine Homburg liegen. Dies sind nicht die verwilderten Weinberge, die wir am Tag zuvor an der Trimburg erlebten, spannend sind sie trotzdem, vor allem, wenn man aus einer Gegend kommt, in der solche Anbaugebiete rar gesät sind. Wobei sich im Raum Hildesheim ein kleiner Weinberg im Magdalenengarten und einer bei Ottbergen befinden. Hier in Mainfranken ist das dann allerdings doch eine ganz andere Nummer.
Hier kann sich natürlich jeder seine eigenen Wege suchen. Unserer war ziemlich barrierefrei und entsprach damit nicht unbedingt unserem Beuteschema, aber die Landschaft abseits der Weinhänge erwies sich als sehr schön und wir wollten auch einen Abstecher zur nahegelegenen Weinbergkapelle machen. Zuerst kommen wir aber zu einer schönen Winzerhütte, bevor wir der kleinen, aber feinen Kapelle, die erst 2002 errichtet wurde, einen Besuch abstatten. Danach geht es unvermeidlich auf der Zufahrtsstraße zur Homburg hinab, wobei es auch dort nicht langweilig wird. Im Straßengraben und auf den Wiesen wachsen unter anderem zahlreiche Exemplare der Bocks-Riemenzunge, ein Bildstock und zwei kleine, sehenswerte Weinanbaugebiete mit Hütten liegen ebenfalls am Wegesrand. Knapp oberhalb vom hübsch anzusehenden Gössenheim mit seiner ebensolchen Umgebung, wandern wir entlang von Obstwiesen und an einem weiteren Bildstock ziehen wir ins Kuhbachtal. Ein freundlicher Weg, der Eselsbrunnen und das interessante Bachtal lassen keine Langeweile aufkommen, bis wir schließlich die Bergmühle erreichen. Die hat es in sich, denn jemand hat sich hier mehr als nur Mühe gegeben und das gesamte Gelände zu einem fantastischen „Gesamtkunstwerk“ werden lassen. Kaum zu beschreiben ist die Unmenge an Dekoration und liebevoll zusammengestelltem „Gedöns“. Das sollte man selbst erlebt haben. Selbst Wochen später noch war dieses Gelände genug Inspiration, auch mal wieder unsere kleine Dachterrasse aufzupeppen. Muss man gesehen haben!
Die Ruine Homburg
Die Ruine Homburg
Die Homburg, eine der mächtigsten Burgen Deutschlands, könnte zwischen 1028 und 1031 von einem Mitglied der Familie von Hohenstein errichtet worden sein, wird aber urkundlich erst 1170 erwähnt. Nach dem Tod von Dietrich von Hohenberg, dem letzten seines Geschlechts, fiel die Anlage 1381 an das durch Heirat verwandte Haus Bickenbach. 1469 wurde die Burg an das Hochstift Würzburg verkauft und wurde 1492 Amtssitz. Nachdem die Homburg den Bauernkrieg unversehrt überstanden hatte, gab es 1680 einen verheerenden Brand, nach dem die Gebäude dem allmählichen Verfall preisgegeben waren. 1780 wurden die Gebäude unter den Gemeinden Gössenheim und Karsbach aufgeteilt und als Steinbruch genutzt. In den 1960er Jahren wurden die Reste der Burg schließlich gesichert und es fanden Sanierungsarbeiten statt.
Hinter der Bergmühle geht es nett durch ein Waldstück, bevor wir das Tal von Kuhbach und Gießgraben erreichen und damit eine offenere Landschaft. Der Gießgraben, an dem wir weitergehen, ist wohl vor ewigen Zeiten vom Kuhbach für die Bergmühle abgezwackt worden. Um uns herum eine schöne Landschaft mit ausgedehnten Wiesen, auf denen zwischen den zahlreichen Gräsern immer wieder unter anderem der Wiesen-Salbei farbige Akzente setzt. Kurz vor Karsbach verlassen wir die beiden Gewässer und schummeln uns knapp oberhalb des Ortes entlang, der ebenfalls in eine schöne Landschaft eingebettet ist. Rechts von Karsbach liegt der landschaftlich schöne Ulberg. Wer möchte, kann dorthin einen kleinen Abstecher unternehmen. Ein Teil des Berges gehört zum Naturschutzgebiet, soll schöne Aussichten bieten und es gibt einen Kreuzweg. Da ich das erst zu Hause bei der Recherche entdeckte, ging es für uns am Waldrand und gleichzeitig am Rand des Naturschutzgebietes Ruine Homburg weiter, wo wir nach einigen hundert Metern schließlich den zweiten Wendepunkt des Tages erreichten. Freundliche Wald- und Feldwege, an denen unter anderem Mohn, Kornblumen und der Acker-Rittersporn die Blicke auf sich ziehen, führen uns zum Hohhafter Berg. Spätestens in dieser Gegend sollte man die Orchideen am Wegesrand nicht übersehen können, wenngleich wir zu spät waren für die meisten Arten. Trotzdem fanden wir einige Exemplare, wie zum Beispiel Helm-Knabenkraut und Waldhyazinthen. Der Wald des Hohhafter Berges dürfte ebenfalls zu den hier unter Schutz stehenden Heidesteppenwäldern zählen. Zahlreiche Kiefern, Wacholder mitten im Wald und viele knorrige, teils skurrile Eichen säumen unseren Weg.
Die Höhe des Hohhafter Berges ist ein Sinnenschmaus und von einem Aussichtspunkt hat man einen schönen Blick in die Landschaft des Kuhbachtales. Die Trockenrasen bieten zur rechten Zeit bestimmt viele Erlebnisse in Sachen Flora und Fauna. Mit Blick auf die Burgruine Homburg geht es dann abschließend zu derselben. Von Anfang bis Ende weiß diese Burg, die zu den mächtigsten und wie ich finde, auch spannendsten Burganlagen zählt, vollauf zu begeistern. Eine gewaltige Anlage, bei der sich vor allem in der Kernburg immer wieder neue Blickwinkel auf die umgebende Landschaft ergeben. Durch jede Lücke in den Mauern, durch jedes Fenster sieht man die Dinge aus einer anderen Perspektive. Die Vorburg mit der Burgkapelle und einem Mauertürmchen ist etwas unspektakulärer. Ein Außenrundgang bietet sich ebenfalls an, denn von dort aus erlebt man die Burg noch einmal aus anderer Sicht. Wenn man sich dann endlich sattgesehen hat, geht es durch das Burgtor hinaus, wo Infotafeln über die Kalktrockenrasen und den Heidesteppenwald Auskunft erteilen. Ein kurzer und schmaler, aber umso feinerer Pfad führt uns weg von der Burganlage in die Trockenrasen und zu einem letzten Rast- und Aussichtspunkt. Zahlreiche der für dieses Fleckchen Erde typischen Pflanzen waren im verblühten Zustand noch vorhanden, wie zum Beispiel die in diesem Urlaub zahlreich angetroffene Küchenschelle. Auf andere hier vorkommende Pflanzen, wie zum Beispiel den Diptam oder das Apenninen-Sonnenröschen, mussten wir leider verzichten. Aber auch ohne überschwängliche Pflanzenpracht ist dieser letzte Weg ein schöner. So erreichen wir hoffentlich beschwingt und vollkommen zufrieden mit uns und dem Universum unseren Ausgangspunkt am Schoppenfranz.
Am Ende eines Tages...
Zu wiederholten Mal eine kurze Beschreibung einer sehr schönen Wanderung durch ein fantastisches Schutzgebiet. Wenn man neun Wanderungen aus zehn Tagen, die schon wieder einige Monate her sind, verarbeiten will und ja auch weiterhin wandern geht, entfällt selbst dem besten Gedächtnis das ein oder andere schöne Erlebnis. Wobei ich sagen muss, dass ich mich öfter an schöne Wanderungen und schöne Orte oder Begebenheiten erinnere als an schlechte. Die Umgebung der Burgruine Homburg ist auf jeden Fall ein Knüller und sollte ausgiebig erwandert und/oder erkundet werden.
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