In den bisher zwei Beiträgen einer Wanderung in Nordrhein-Westfalen habe ich mich ja schon zur “NRW-Problematik” geäußert. Dazu sagen muss ich, dass wir uns bisher hauptsächlich im Kreis Lippe und in angrenzenden Kreisen bewegt haben, sodass wir keineswegs behaupten können, das Bundesland mehr als nur ansatzweise zu kennen. Die Landschaften, auf die man hier im Lipper Land trifft, sind wunderbar, herrlich und urtümlich. Als wir damals noch mit Bus und Bahn hier die ersten Erkundungen vornahmen, waren wir völlig hin und weg. Irgendwann fiel uns beim Wandern allerdings auf, dass die meisten Feldwege gut ausgebaut sind, oft geschottert oder gar asphaltiert. Als wir uns dann im Laufe der Jahre immer mehr auf kleine und schmale Pfade “spezialisierten”, war Westfalen erst einmal Geschichte. Lediglich einige wenige Touren blieben uns in guter Erinnerung und wurden alle paar Jubeljahre mal wiederholt. Auch an der Burg Sternberg waren wir schon mehrere Male wandern und wie das Schicksal es so wollte, fiel mein Blick beim Auskundschaften von Touren für den ersten Urlaub des Jahres die ehemalige Raketenstation auf dem Steinberg auf, die wir ebenfalls schon erwandert hatten. Da es Ewigkeiten her war und die überschwängliche Wanderfreude im frühen Frühjahr etliche Unannehmlichkeiten überdecken kann, war also mal wieder ein Ausflug ins westliche Nachbarbundesland angesagt. Was soll ich mich immer wiederholen? Es war klasse, trotz der vielen gut ausgebauten Wege und mittlerweile habe ich für die nächsten Urlaube mehrere Wanderungen im Lipper Land und darüber hinaus geplant. Westfalen will nicht nur aus dem Auto bestaunt werden, sondern will zu Fuß erkundet werden.   

Uriges Pausenplätzchen

Uriges Pausenplätzchen

Gleich vorab: Wir sind den Schwelentruper Höhenweg, der eine spontane Entscheidung war, nicht original gelaufen bzw. eine Variante. Nächstes Mal werden wir wohl den vorgegebenen Weg nehmen, da er mehr abseits der Ortslage verläuft und man einige Meter Asphalt einspart. Der Originalweg ist unter anderem bei Teutoburgerwald.de abrufbar. Schwelentrup liegt im Lipper Bergland, einer auch heute noch stellenweise abgeschieden anmutenden Landschaft. Rundherum liegen namhafte Orte wie Hameln, Bad Pyrmont, Lemgo, Bad Salzuflen oder Bad Oeynhausen. Der Ort selbst, das “Dorf der Tiere”, erstreckt sich über mehrere Ortslagen und etliche kleine Gehöfte, von denen wir heute einige erwandern. Ein recht optimaler Startpunkt ist (wie so oft) am oder unterhalb des Friedhofs in der Nähe des Oberdorfs zu finden. Hier ist man schon mitten drin in der zu erwartenden Landschaft des Tages und man startet mit dem vorherrschenden Weguntergrund, dem Asphalt. Durch das freundliche Krusfeld geht es als Erstes ins Oberdorf von Schwelentrup, das wir nach zweifacher Überquerung des Mühlingsbaches bereits wieder verlassen. Die Alte Dorfstraße führt uns vorbei am (ehemaligen) Bergpark Obermeinde. Über diese sehr kleine Grünfläche am Wegesrand war leider nicht viel herauszufinden und sie war zumindest während unserer Wanderung gesperrt. Vielleicht steht der Park im Zusammenhang mit dem kleinen, aber feinen Kurpark des staatlich anerkannten Erholungsortes Schwelentrup. An der Stelle verweise ich auch gleich mal auf den Verein “Schwelentrup Aktiv”, der sich unter anderem auch um die Erhaltung der Wanderwege kümmert. Wir gehen weiter, links und rechts zwei weitere Gehöfte und erreichen die Siedlung unterhalb der Ruine Alt-Sternberg, die ebenfalls noch zu Schwelentrup gehört.

Wir wandern ein paar Meter durch die großzügig verteilte Bebauung, verlassen dann die kleine Ansiedlung wieder und kommen zum Hof Alt-Sternberg oder Hof Mühlenmeier, der mehrere Ferienwohnungen anbietet. Danach führt uns ein schmaler Grasweg auf die Höhe, von der aus wir eine tolle Aussicht auf die uns umgebende Landschaft werfen dürfen. Nach kurzem Abstieg gelangen wir zum Forellenhof, der mit seinem Ambiente zu einer Einkehr einlädt. Nebenan liegt der Lüdekingshof mit Bauernhof-Pension. Jetzt verlassen wir bis zum Ende der Wanderung die Ortslage von Schwelentrup und wenden uns der Natur zu. Zuerst weich, dann ein paar Meter asphaltiert, aber mit Aussicht ins Mühlingsbachtal, geht es hinauf zum Drecken. Wer will, kann hier noch einen Abstecher zur sehenswerten Burg Sternberg machen und dann später wieder auf den Schwelentruper Höhenweg zurückkehren. Ansonsten geht es über die Höhen des Drecken auf wanderbaren Wegen mit immer wieder anstehenden Aussichten in die Umgebung. Bei Schaufberg sehen wir aus der Ferne noch eine kleine Ansiedlung, bevor wir uns dem Mühlingsberg zuwenden. Ein sehr schöner Weg führt uns aussichtsreich zur Ruine der Spornburg Alt-Sternberg, wobei es sich ausschließlich um das deutlich im Gelände erkennbare Wall- und Grabensystem der Burg handelt. Die wahrscheinlich vom 11. bis ins 13. Jahrhundert genutzte Burg wurde dann zugunsten der anscheinend parallel errichteten Burg Sternberg aufgegeben. Auf dem folgenden Weg am Fuße des Steinbergs warten wieder einige Aussichten, ein knorriger, alter Pfad und einige Gelegenheiten für ein gepflegtes Päuschen. Herrlich, hier zu sitzen, diese liebliche Landschaft zu genießen, über die Hügel und Berge, die mit zunehmender Entfernung ihre Farben ändern. Nach dem ausgiebigen Genuss der natürlichen und historischen Gegebenheiten am Wegesrand geht es schließlich hinauf zum Steinberg.

Aussichtsreiches Pausenplätzchen

Aussichtsreiches Pausenplätzchen

Der wartet mit dem weitestgehend renaturierten Gelände einer ehemaligen Raketenstation auf, das gleichzeitig Bestandteil des Naturschutzgebietes Steinberg und Alt-Sternberg ist, in dem wir uns heute einige Male bewegt haben. Wir sind nicht viel auf dem Gelände herumgelaufen, sodass ich nicht sagen kann, wie viel noch von der Raketenstation übrig ist. Da die Flächen der von 1963 bis 1992 von der NATO betriebenen Anlage hundertprozentig entsiegelt wurden, kann man davon ausgehen, dass nichts zurückgeblieben ist. Ab 1998 wurde das Gelände unter Mithilfe des NABU renaturiert. 2016 wurde aus mehreren kleineren Raketen-Plattformen der heutige Aussichtshügel aufgeschüttet, wodurch der Steinberg um acht Meter wuchs und seitdem mit 396 Meter der höchste Berg in Nordlippe ist. Von dort oben hat man schon einen prächtigen Ausblick ins Lipper Land. Während unseres Besuchs war es sehr diesig, sodass wir eine etwas eingeschränkte, aber immer noch fantastische Aussicht genießen durften. Es war sehr kühl und windig, sodass wir gar nicht lange verweilen konnten und uns zügig an den Abstieg machten. Der westliche Teil des Steinbergs war dann in einem katastrophalen Zustand, was den Wald angeht. Auch hier haben Trockenheit und andere Einflüsse in den letzten Jahren für massiven Kahlschlag gesorgt. Kurz bevor wir den Wald verlassen, beginnt dann aber der letzte faszinierende Abschnitt des Tages. Uns erwarten in der Feldmark mehrere mehr oder weniger tief eingeschnittene und aufs famoseste bewachsene Hohlwege. Diese Überbleibsel früherer Zeiten sind meistens ein besonderes Erlebnis, auch weil sie selten gewordener sind und immer seltener werden. Selbst genießen ist hier angesagt. Eine Eiche lädt mit einer Bank zu einer letzten Rast ein, bevor wir hoffentlich heiter und beschwingt unseren Ausgangspunkt am Friedhof erreichen.

Am Ende eines Tages...

Ich schreibe es viel zu oft: Der Beitrag ist wieder mal zu kurz und viele Informationen fehlen. Mir fehlt in den letzten Monaten einfach die Zeit, lange recherchierte Berichte zu schreiben und die meisten Informationen sind für Interessierte auch leicht zugänglich. Da ich mich seit Ende letzten Jahres vermehrt der Friedens- und Freiheitsbewegung widme und arbeiten gehe und sich immer wieder zahlreiche andere Dinge in den Vordergrund schieben, bleibt leider viel zu wenig Zeit zum Wandern und noch weniger zum Schreiben. Langer Rede, kurzer Sinn: Westfalen ist Wanderland, wenngleich man zum Beispiel bei der Beschaffenheit der Wege Abstriche machen muss. Der (etwas veränderte) Schwelentruper Höhenweg war super und einige weitere Wanderungen in dieser und anderen Gegenden sind geplant. Lasst euch nicht unterkriegen. Wir müssen draußen bleiben und die Freiheit und den Frieden, die uns die Reste der heimatlichen Natur bieten, in vollsten Zügen genießen.

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